Der Tagesspiegel: Klimaökonom Edenhofer kritisiert "ordnungspolitische Verwilderung" in der Klimadebatte
Berlin (ots)
Ottmar Edenhofer, Chefökonom des Postdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) verteidigt die Versteigerung von Kohlendixid-Zertifikaten im europäischen Emissionshandel. Es könne "keine Rede davon sein", dass die Industrie überproportional belastet würde. Würden die Zertifikate verschenkt, seien sie ein Zusatzgewinn in der Bilanz der begünstigten Unternehmen und damit "völlig funktionslos". Würden die Zertifikate dagegen versteigert, werde dieser Gewinn vom Staat abgeschöpft, um damit Investitionen in eine klimafreundliche Wirtschaft zu finanzieren. Auch das Argument, die deutsche Wirtschaft sei international nicht mehr wettbewerbsfähig, "wird maßlos übertrieben". Lediglich für drei Branchen habe der CO-2-Preis überhaupt Wettbewerbsrelevanz: Stahl, Aluminium und Zement. Bei allen anderen seien Lohnkosten bedeutender, sagte Edenhofer dem Tagesspiegel. Den Versuch, die Rezession zu nutzen, um den "Klimaschutz zu liquidieren", hält Edenhofer für grundfalsch. Um die Konjunktur in Gang zu bringen, seien Investitionen notwendig. Hierzu seien steuerliche Abschreibungsmöglichkeiten für Unternehmen sinnvoll, die in Sachkapital investieren. Dadurch würden sie entlastet, müssten sich aber im Wettbewerb bewähren. "Es gäbe dann auch keinen Grund, den Emissionshandel zu durchlöchern, weil wir uns in einer weltweiten Rezession befinden." Es sei geradezu schamlos wie Finanzkrise und Klimaschutz mit unsinnigen Argumenten gegeneinander ausgespielt würden, sagte Edenhofer. Ein solches Maß an "ordnungspolitischer Verwilderung" habe er sich vor ein paar Jahren nicht vorstellen können.
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