Pressestimmen: Rette sich, wer nicht mehr kann
Berlin (ots)
Guido Westerwelle hat die Flucht nach vorn angetreten. Bis nächsten Montag soll Jürgen Möllemann die FDP verlassen; tut er es nicht, soll ihn ein Parteigericht dazu zwingen. Es ist die schärfste, zugleich aber auch die letzte Attacke, die der FDP-Spitze auf ihr abtrünniges Vorstandsmitglied bleibt. Juristisch ist das ein Schritt mit sehr ungewissem Ende. Deshalb hat die FDP-Spitze lange gezögert. Jetzt glaubt der Parteichef Belege zu haben, die ihm bisher fehlten: Ein Mitschnitt einer Möllemann-Rede und dessen Eingeständnis vor der Staatsanwaltschaft, dass er die Finanzierung seines Wahlkampf-Flyers verschleiern wollte. Beides soll beweisen, dass Möllemann nicht in die FDP gehört, weil er sie heimlich zur anderen, zur rechtspopulistischen Partei machen wollte. Man möchte Beifall klatschen. Aber so rechte Freude mag nicht aufkommen. Unvergessen, wie lange Guido Westerwelle im Frühjahr, wo er hätte sofort handeln müssen, dem Möllemannschen Treiben mit neugierigem Interesse zugeschaut hat. Diese frühe Verblendung ist der Grund dafür, dass Westerwelle den Angriff auf sein einstiges Alter Ego nie mit den Argumenten führen konnte, mit denen er ihn hätte führen müssen: nämlich mit inhaltlichen. Ein Parteichef kann nicht glaubhaft einen Kurs durchsetzen, den er selbst nicht klar gehalten hat.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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