Pressestimmen: Bis zu 300.000 Handwerkern droht 2003 Verlust des Arbeitsplatzes
Berlin (ots)
Dem deutschen Handwerk gehen nach Einschätzung seines Verbandspräsidenten Dieter Philipp in diesem Jahr "noch einmal 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze" verloren. Dies sagte Philipp dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe). "Wir erwarten für dieses Jahr einen weiteren Umsatzrückgang im Handwerk von etwa fünf Prozent", sagte der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH).
Angesichts der Krise beklagte Philipp den "unlauteren Wettbewerb" durch staatlich geförderte Ich-AGs. "Die Bundesregierung hat die Hartz-Idee von der Ich-AG verändert. Das sind jetzt hochsubventionierte selbstständige Alleinunternehmer, denen nun handwerkliche Beschäftigungsfelder eröffnet werden sollen", sagte der ZDH-Präsident. "Bei jedem Großunternehmen würde die EU- Kommission gegen diese Form der staatlichen Intervention vorgehen."
Philipp verteidigte die deutsche Handwerksordnung und den Meisterbrief gegen die Reformpläne der Bundesregierung. "Wir haben ein tolles System, das anderen Ländern überlegen ist", sagte der ZDH- Präsident. Insbesondere als Bildungs- und Ausbildungsrahmen für Jugendliche und Gesellen sei die Handwerksordnung unverzichtbar. Die Regierung wolle hier "bewährte Strukturen zerstören". Werde die Handwerksordnung gekippt, "dann wird der Beitrag des Handwerks zu Ausbildung und Qualifizierung schrumpfen", warnte Philipp. Die Betriebe würden dann verstärkt nur noch für den Eigenbedarf ausbilden.
Das Handwerk sei der größte Ausbilder in Deutschland, jeder zehnte Mitarbeiter sei ein Lehrling. Werde die "Spitzenqualifikation" Meisterbrief abgeschafft, "dann darf man später nicht klagen, wenn es immer weniger gut ausgebildete Gesellen gibt, dafür aber Existenzgründer, die immer schneller scheitern", so Philipp im "Tagesspiegel"-Interview. "Die Qualität der handwerklichen Leistungen wird in der ganzen Breite sinken."
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