Der Tagesspiegel: Krimi-Autor Mankell zu Mord an Lindh und Schwedens Politik
Berlin (ots)
Der schwedische Krimi-Autor Henning Mankell glaubt nicht, dass der Mord an Außenminsterin Anna Lindh spürbare Konsequenzen für das Land haben wird. "Man muss vorsichtig mit zu großen Schlussfolgerungen sein", sagte Mankell am Montag in einem Interview mit dem Tagesspiegel. Lindh sei zwar eine überaus begabte Politkerin gewesen und wäre vermutlich die nächste Ministerpräsidentin geworden. Doch es verhalte sich ähnlich wie bei den Ermordungen von Kennedy oder Palme. "Ihr Tod verändert die schwedische Außenpolitik und die schwedische Sichtweise auf Schweden nicht dramatisch." Traumatisch wäre es allerdings geworden, wenn man wie beim Palme-Mord den Täter nicht gefasst hätte, sagte Mankell. Danach sehe es jetzt jedoch nicht mehr aus.
Im Hinblick darauf, dass der mutmaßliche Mörder Lindhs offenbar psychisch krank ist, sagte Mankell, alle hätten gewusst, dass man in Schweden psychisch Kranke in den vergangenen zehn Jahren vernachlässigt habe. "Hier hat die schwedische Sozialpolitik definitiv versagt", sagte Mankell, der in Deutschland vor allem durch seine sozialpolitischen Kriminalromane mit dem Hauptkommissar Kurt Wallander (Mörder ohne Gesicht) bekannt wurde.
Von der schwedischen Außenpolitik erwartet Mankell, der mehr als sechs Monate im Jahr in Mosambique (Afrika) lebt, dass sich Schweden und andere Länder "im Kampf gegen Aids viel mehr engagieren". Mankell warnte vor einer unglaublichen Katastrophe. Es ist "unsere verdammte humanistische Pflicht zu helfen", sagte Mankell.
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