Der Tagesspiegel: Kommentar zu Saddams Festnahme
Berlin (ots)
Große Momente kommen manchmal erschreckend nüchtern daher. Saddam Hussein gefasst: Auf diese befreiende Nachricht hat Amerika, haben die meisten Iraker seit Monaten sehnlichst gewartet. Der Jubel ist so verständlich - und wirkt doch ein wenig schal. Wie man ihn da sieht, als gealterten, verbrauchten Mann mit wirrem Haar, die Munduntersuchung schicksalsergeben hinnehmend, das weckt erst einmal ungläubiges Staunen. Das soll der Kopf des Widerstands sein, der die Supermacht Amerika seit einem halben Jahr schwach und hilflos aussehen ließ? (...) Für seine Anhänger hat es keinen Sinn mehr weiterzukämpfen; und die vielen anderen Iraker müssen sich nicht mehr fürchten, können offen den Aufbau eines neuen Irak unterstützen. (...) Der Schlag gegen Saddam eröffnet der US- Regierung eine Chance, die Stimmung zu drehen. Er gehört vor ein irakisches Tribunal, die Vertreter seines Volkes sollen über ihn richten: im Namen der ungezählten Opfer; ihnen ist er zuallererst Rechenschaft schuldig.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
Rückfragen bitte an:
Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de
Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell