Der Tagesspiegel: Gesundheitsökonom Lauterbach bezeichnet Ausnahmeregelung für Erstattung homöopathischer und anthroposophischer Arzneimittel als problematisch
Berlin (ots)
Als problematisch hat der Kölner Gesundheitsökonom Karl Lauterbach die Ausnahmeregelung für die Erstattung homöopathischer und anthroposophischer Arzneimittel bezeichnet. Allerdings handle es sich um einen politisch nötigen und akzeptablen Kompromiss, sagte Lauterbach dem Berliner "Tagesspiegel"(Donnerstagsausgabe). Ein kompletter Ausschluss dieser Therapierichtungen wäre der Bevölkerung nicht zu vermitteln gewesen. Langfristig müsse man die Bür-ger aber stärker darüber aufklären, dass diese Arzneimittel nicht wirken, forderte Lauterbach.
In der Ausnahmeliste des Gemeinsamen Bundesausschusses spiegle sich natür-lich der politische Druck, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Bundesvereini-gung, Roland Stahl, dem Tagesspiegel. Mit der Kostenerstattung für Homöopathie sei man ganz klar den Grünen und ihrer Klientel entgegengekommen. Die Kassenärzte trügen die Liste "nur unter größten Bedenken mit", sagte Stahl, denn sie habe einen Schuss von Unlogik. Das Gesetz schreibe vor, dass der Nutzen von Medikamenten für deren Erstattung nachgewiesen sein müsse. Aber es gibt keine gesicherte Studienlage zur Wirksamkeit homöopathischer Arzneimittel.
Der CSU-Gesundheitsexperte Horst Seehofer verteidigte den Kompromiss. "Ich begrüße es sehr, dass der Bundesausschuss diesmal fristgerecht fertig wurde", sagte er dem Tagesspiegel, unter Anspielung auf die erst mit Verspätung fertig gewordene Chronikerregelung. Es sei wichtig, dass am 1. April alle wüssten, was ihnen zustehe. "Und die große Linie stimmt". Seehofer verteidigte auch die Kostenerstattung für homöopathische Medikamente. Wenn man Therapievielfalt ins Gesetz schreibe, könne es nicht sein, "dass nur noch Chemie verordnet werden darf". Der Streit um die Wirksamkeit homöopathischer Mittel sei sei so alt wie die Homöopathie selber, "das wusste jeder der mit am Verhandlungstisch saß".
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