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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Die Übernahme von Mannesmann durch Vodafone kostet den Steuerzahler Milliarden

Berlin (ots)

Die Übernahme von Mannesmann durch den
Mobilfunkkonzern Vodafone im Jahr 2000 könnte den deutschen
Steuerzahler bis zu 50 Milliarden Euro kosten. Aus
Aufsichtsratskreisen wurde dem Tagesspiegel bestätigt, dass bei den
Finanzbehörden in Düsseldorf so genannte Teilwertabschreibungen in
dieser Höhe geltend gemacht wurden. Sollte sich Vodafone damit
durchsetzen, würde das Unternehmen in Deutschland auf Jahrzehnte
keine Steuern mehr zahlen müssen. Eine Teilwertabschreibung ist im
Steuerrecht dann erlaubt, wenn der Wert eines Bilanzpostens dauerhaft
unter den Betrag gefallen ist, mit dem er in den Büchern steht. Das
ist bei dem Erwerb von Mannesmann der Fall gewesen: Das Unternehmen
wurde auf dem Höhepunkt des Aktienbooms gekauft – von März 2000 an
verloren die internationalen Aktienbörsen dramatisch an Wert. Der
Sprecher von Vodafone Deutschland, Jens Kürten, bestätigte dem
Tagesspiegel: "Vor einigen Jahren hat es Teilwertabschreibungen
gegeben. Insbesondere, als Telekomwerte an den Börsen stark an Wert
verloren haben. Das ist ein ganz normaler Vorgang." Schon damals
hätten die Finanzbehörden Buchprüfungen angekündigt. Das
Mobilfunkunternehmen Vodafone hatte Mannesmann zum Jahreswechsel
1999/2000 in einer Übernahmeschlacht in die Knie gezwungen und für
knapp 200 Milliarden Euro übernommen. Die Mannesmann-Aktionäre
bekamen Vodafone-Aktien im Gegenwert von 353 Euro pro Mannesmann-
Aktie. Das Mannesmann-Aktienpaket wurde von einer Luxemburger
Vodafone-Tochter Ende 2000 für 146,928 Milliarden Euro an die
deutsche Vodafone GmbH verkauft, was einem Kurs von 309 Euro
entspricht. Schon ein Jahr später taxierte die deutsche Vodafone-
Gesellschaft den Kurs auf nur noch 200 Euro und nahm die
entsprechende steuerliche Abschreibung vor. Das entspricht einem
Buchverlust von fast 50 Milliarden Euro. Diesen Verlust will Vodafone
jetzt gegen seither angefallene Gewinne aufrechnen. Die
Finanzbehörden haben aber Zweifel, ob der Ende 2000 gewählte Kurs von
309 Euro angemessen war, weil das Kursniveau zu diesem Zeitpunkt
deutlich tiefer lag. In der Politik sorgt der Vorfall für Empörung.
„Wenn Konzerne damit durchkommen, ist das für mich ein eklatantes
Beispiel, wie sich Kasino-Kapitalismus entwickeln kann“, sagte der
Spitzenkandidat der SPD für die Europawahl, Martin Schulz. Der
SPD-Fraktionschef im niedersächsischen Landtag, Sigmar Gabriel,
kritisierte, dass für die Übernahme jetzt „der Steuerzahler bluten“
solle.
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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