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Der Tagesspiegel: Der Chef der Arbeiterwohlfahrt (AWO): Es gibt keine Alternative zur Agenda 2010

Berlin (ots)

Der Bundesvorsitzende der Arbeiterwohlfahrt (AWO),
Manfred Ragati, hat die Sozialpolitik der Bundesregierung verteidigt.
"Es gibt keine Alternative zur Agenda 2010, wenn wir den Sozialstaat
erhalten wollen. Unser Problem sind Sozialsysteme, die auf Grund der
Demografie auf Wachstum angewiesen sind. Wenn es aber vier Jahre kein
Wachstum gibt und die Sozialsysteme immer stärker beansprucht werden,
dann muss man etwas tun", sagte Ragati im Gespräch mit dem
Tagesspiegel (Montagsausgabe). Der AWO-Chef bezeichnete auch die
Hartz IV-Gesetzgebung als unumgänglich. "Die Verhältnisse haben sich
so geändert, dass auch Einschränkungen hingenommen werden müssen."
Zur Höhe des Arbeitslosengeldes II sagte Ragati, "man kann damit
auskommen, es bleibt eine Hilfe, die die meisten Menschen vor der
Armut schützt." Für die Teilnehmer an den so genannten
Montagsdemonstrationen äußerte Ragati zwar Verständnis, doch seien
"viele Demonstranten und auch die Gewerkschaften in der Realität noch
nicht angekommen". Der AWO-Vorsitzenden kritisierte scharf den
früheren SPD-Vorsitzenden Oskar Lafontaine: "Lafontaine hat sich nie
gescheut, Positionen einzunehmen, wenn es ihm persönlich einen
Vorteil gebracht hat. Und er ist immer noch nicht damit fertig
geworden, dass er vor Schröder kapituliert hat. Die Proteste gegen
die Regierung will er für sich nutzen - das ist unverantwortlich."
Der AWO-Chef bekräftigte die Absicht seiner Organisation, im
kommenden Jahr 2500 Langzeitarbeitslose für einen Stundenlohn von
einem Euro einzustellen. "Bei den Ein-Euro-Jobs geht es um
zusätzliche Leistungen, vor allem Sozialkontakte. Zum Beispiel
könnten alte Menschen statt einmal am Tag dann zwei- oder sogar
dreimal begleitet Spazierengehen, damit sie am Leben teilhaben
können", sagte Ragati. Von den 2500 Arbeitslosen wolle die AWO 40
Prozent in Ostdeutschland einstellen. Durch die Änderungen in der
Sozialpolitik wird nach Einschätzung von Ragati das Lohnniveau
ingesamt sinken. "Jeder Arbeitgeber ist ein Mensch. Der zahlt nur so
viel, wie er zahlen muss. In der Tendenz geht es zumindest für einige
Jahre mit den Löhnen nach unten."
Inhaltliche Fragen richten Sie bitte an das Ressort Wirtschaft unter
Tel: 030-26009-260
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Thomas Wurster
Chef vom Dienst
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
Email: thomas.wurster@tagesspiegel.de

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