Der Tagesspiegel: Ökonomen und Wohlfahrtsverbände üben harte Kritik an Schröder
Berlin (ots)
Berlin. Wohlfahrtsverbände und Ökonomen sind mit Bundeskanzler Gerhard Schröder am Freitag hart ins Gericht gegangen. Der Vorwurf Schröders, in Deutschland herrsche eine Mitnahmementalität, ziele auf die falschen Adressaten, kritisierten der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Deutsche Caritasverband. Dass Schröder ausgerechnet die Familien und Schichten anprangere, bei denen es auf jeden Euro ankomme, "zeigt, wie weit der Kanzler von den Realitäten dieser Menschen entfernt ist", sagte der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, Ulrich Schneider, dem Tagesspiegel (Samstagausgabe). Der Deutsche Caritasverband kritisierte den "populistischen Zungenschlag" des Kanzlers. "Schröder diffamiert die Personen, die ohnehin zu den Verlierern der Gesellschaft gehören", sagte Verbandssprecher Thomas Broch. Der Kanzler verschweige aber, dass die Mitnahmementalität bis in die höchsten Etagen verbreitet sei. Allein durch Steuerhinterziehung entgingen dem Staat jährlich zwischen 70 und 80 Milliarden Euro.
Der Frankfurter Ökonom und Verteilungsexperte Richard Hauser sagte dem Tagesspiegel, er halte die Vorwürfe des Kanzlers an sein Volk für undemokratisch:"Wenn der Kanzler weniger Transfers will, dann muss er dem Parlament vorschlagen, die Gesetze zu ändern. Wo kommen wir denn hin, wenn der Staat davon leben würde, dass die Bürger ihre Rechte nicht in Anspruch nehmen."
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