Der Tagesspiegel: Inlandspresse/ "Der Tagesspiegel" Berlin meint zum Tag des Mauerfalls:
Berlin (ots)
Fünfzehn Jahre. Eine lange Zeit in einem Leben, lange her - aber so lebendig. Fast jeder weiß eine, weiß seine Geschichte von diesem Tag zu erzählen. Es sind mal banale, mal kuriose Erinnerungen, doch allen ist dieses Besondere inne: Geschichte erlebt zu haben, Zeuge eines historischen Moments gewesen zu sein, in dem alles offen, in dem alles möglich erschien, so schön, so erstaunlich, unglaublich. Da brach sich etwas Bahn, von dem niemand ahnte, geschweige denn wusste, wohin es sollte, wollte. Der wahre Tag des deutschen Feierns ist der 9. November. Der pathetisch geführte Kampf um den 3. Oktober offenbart eine verklemmte Kleingeistigkeit. Das findet seine Entsprechung in der deutsch-deutschen Stimmungslage, immerhin das; aber die ist ja, wie das Gefühl zum 3. Oktober, einfach nur sehr, sehr grau. Dem 9. November gehört das stärkere Gefühl. Er ist deshalb das stärkere Symbol. Bei Umfragen können 40 Prozent der unter Dreißigjährigen nicht sagen, was am 9. November '89 war, insgesamt kann ein Drittel aller Befragten diesen Tag mit keinem Ereignis in Verbindung bringen. Das ist schon bemerkenswert, bei all dem Trubel, der um die jüngere deutsche Geschichte herrscht. Der 9. November ist der Tag, an dem wir nicht in erster Linie der Opfer gedenken, und an dem wir uns nicht von Problemen der politischen Vereinigung deprimieren lassen. Anders als am 13. August, dem Tag des Mauerbaus, und anders als am 3. Oktober. Der 9. November steht für Mut, für Neugier und Aufbruch, für Lust und Lebensfreude. Wir sind doch immer noch ein glückliches Volk, sagt Momper heute. Stimmt das nicht?
ots-Originaltext: Der Tagesspiegel
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