Der Tagesspiegel: Deutschen Firmen drohen Milliardenverluste durch den schwachen Dollar - BDI: Vor allem Mittelständler nicht gegen Kursschwankungen abgesichert
Berlin (ots)
Den deutschen Unternehmen drohen Milliardenverluste, weil sie sich nicht rechtzeitig gegen den schwachen Dollarkurs abgesichert haben. Nur 30 Prozent aller Fremdwährungsforderungen seien gegen Kursschwankungen versichert, in der Investitionsgüterindustrie liege der Anteil sogar nur bei 20 Prozent, heißt es beim Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI). Vor allem Mittelständler hätten das Problem noch nicht erkannt: "Für viele ist die Absicherung gegen Währungsrisiken ein Fremdwort", sagte der Konjunkturexperte des BDI, Reinhard Kudiß, dem "Tagesspiegel am Sonntag". Der Euro wird auch dadurch zur Gefahr für den Aufschwung: "Ein dauerhaftes Niveau von 1,30 Dollar für einen Euro ist die Schmerzgrenze für das Wachstum. Weiter reicht die Absicherung vieler Unternehmen nicht", sagte Gernot Nerb vom Münchner Ifo-Institut.
Auch der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) warnt davor, die Währungsrisiken zu unterschätzen. Zwar hätten die deutschen Exporteure dank der starken Weltkonjunktur in diesem Jahr den teuren Euro noch verkraften können, sagte der Konjunkturexperte des DIHK, Volker Treier, dem "Tagesspiegel". "Allmählich beginnt der Kurs aber, die Geschäfte zu belasten." Treier geht davon aus, dass der Eurokurs in etwa sein heutiges Niveau von rund 1,30 Dollar halten werde.
Allein bei Volkswagen hat der schwache Dollar in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahrs zu Einbußen beim Ergebnis von 600 Millionen Euro geführt. Doch viele Firmen kalkulieren noch mit einem niedrigen Kurs. Der Sportartikelhersteller Adidas-Salomon glaubt an eine Erholung des Greenback. Für das laufende Jahr liegt der abgesicherte Kurs unter 1,20 Dollar, für 2005 sind es ebenfalls nur 1,21 Dollar den Höhenflug des Euro hat man in Herzogenaurach offensichtlich so nicht erwartet. Der Maschinenbauer Heidelberger Druck, der 18 Prozent seines Umsatzes in den USA macht, hat sich zwar bis Ende März 2005 komplett abgesichert allerdings nur zu einem Euro-Kurs von 1,20 Dollar. Diesen Wechselkurs nimmt das Unternehmen in seinem Ausblick für 2005 auch als Jahresdurchschnitt an. "In der Regel" sei Heidelberger Druck für zwölf bis 18 Monate abgesichert, sagt ein Sprecher. Angesichts des zuletzt auf 1,30 Dollar gestiegenen Euro sei die "rollierende Anpassung aber ein Thema".
Einige Unternehmen haben etwas vorsichtiger kalkuliert. Beim Chemiekonzern BASF stellt man sich längerfristig auf einen Eurokurs um die 1,30 Dollar ein. "Wir rechnen mit keinen dramatischen Veränderungen", sagte Sprecher Michael Grabicki. Der Technologiekonzern Siemens lässt dem Euro sogar noch Luft nach oben. Für das kommende Jahr wollen sich die Münchener auf einer Basis von 1,35 Dollar gegen Währungsschwankungen absichern. Dem liege ein "konservatives Finanzmanagement" zugrunde, heißt es in der Konzernzentrale.
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