Der Tagesspiegel: Hartz-IV-Reform führt zu Boom bei Ich-AGs
Berlin (ots)
Ich-AGs haben in den vergangenen Monaten einen überraschenden Boom erlebt. Auslöser für die neue Gründerwelle ist die Hartz-IV-Reform: Ehemalige Arbeitslosenhilfeempfänger, deren Antrag auf das Arbeitslosengeld II abgelehnt worden ist, scheinen die Ich-AGs zu nutzen, um weiterhin finanzielle Unterstützung von der Bundesarbeitsagentur zu erhalten. Wir haben es weniger mit einer ernsthaften Gründungswelle zu tun, als mit taktischen Maßnahmen, um eine doch recht üppige Förderung einzustreichen", sagte Herbert Buscher, Arbeitsmarktexperte beim Institut für Wirtschaftsforschung in Halle, dem Tagesspiegel (Dienstagsausgabe)l. Der Verdacht, dass es um die Suche nach finanzieller Förderung gehe, sei durchaus begründet, sagte Klaus Zimmermann, Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung in Berlin (DIW), dem Tagesspiegel. Registrierte die Bundesagentur für Arbeit im November vergangenen Jahres noch 14.700 Neuzugänge bei den Ich-AGs, so waren es im Dezember schon 23.200 und im Januar 2005 sogar 26.900. Sowohl die Arbeitsagentur als auch Arbeitsmarktexperten bezeichnen diese Zahlen als "ungewöhnlich hoch". Typischerweise geht die Zahl der Neuzugänge beim Überbrückungsgeld und bei den Ich-AGs im Dezember aus saisonalen Gründen stark zurück", sagte DIW-Präsident Zimmermann dem Tagesspiegel. Die seit November 2004 verschärften Regelungen zur Gründung einer Ich-AG haben offenbar nicht gegriffen. Die Antragsteller müssen bei einer externen Prüfstelle einen Business-Plan sowie einen Finanzierungs- und Gewinnerwartungsplan vorlegen. Wenn die Motivlage zur Gründung einer Ich-AG vor allem darin besteht, weiterhin staatliche Transferleistungen zu erhalten, dann gibt es dazu genügend Möglichkeiten - trotz des verschärften Zulassungsverfahrens", sagt Frank Wießner vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). So würden die externen Gutachter keine Aufwandsentschädigung für ihre Arbeit erhalten. Da sollte man keine überzogenen Erwartungen an die Gutachter haben, denn auch die Prüfstellen wollen möglichst kostengünstig arbeiten", so Wießner. Im Februar ist die Zahl der neu gegründeten Ich-AGs massiv gesunken - auf 5100. Das ist ein weiterer Beleg dafür, dass der Gründungsboom der Vormonate vor allem mit Hartz-IV zu tun hat: Arbeitslose, deren Antrag auf Arbeitslosengeld II abgelehnt wird, haben nach Erhalt des Bescheids nur vier Wochen Zeit, um die Ich-AG-Förderung zu beantragen.
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