Der Tagesspiegel: Zentralrat der Juden stützt Fischer in Streit um Gedenkpraxis
Berlin (ots)
Im Streit um die Gedenkpraxis des Auswärtigen Amtes hat sich der Zentralrat der Juden in Deutschland hinter die Position von Außenminister Joschka Fischer (Grüne) gestellt. Zentralrats- Vizepräsident Salomon Korn zeigte sich gleichzeitig besorgt über den öffentlichen Zuspruch für die Diplomaten, die auf eine Ehrung ehemaliger NSDAP-Mitglieder drängen. "Wer eine Funktion im Nationalsozialismus hatte und bewusst oder unbewusst dafür sorgte, dass dieses Räderwerk lief, der muss sich gefallen lassen, dass seine Tätigkeit nach 1945 nicht lobend oder ehrend herausgehoben wird", sagte Korn dem in Berlin erscheinenden Tagesspiegel (Donnerstag-Ausgabe). Die Haltung des Außenministers, der Ehrungen ehemaliger NSDAP-Mitglieder in einer internen Zeitung des Amtes unterbunden hatte, sei deshalb richtig.
Zur öffentlichen Reaktion auf das Verlangen von Diplomaten, auch ehemalige NSDA-Mitglieder in ihren Reihen zu ehren, sagte Korn: "Der Widerspruch ist bescheiden, der Zuspruch groß. Das nehme ich mit Unbehagen zur Kenntnis." Die Debatte scheine ich "nur verständlich im Zusammenhang mit einer sich gegenwärtig abzeichnenden Revision der Geschichte des ,Dritten Reiches'", sagte Korn: "Auch wer im Nationalsozialismus Mitläufer war, erhebt mittlerweile Anspruch, als Opfer gesehen zu werden."
Den Vorwurf einiger Fischer-Kritiker aus dem Auswärtigen Amt, der Politiker habe sich in seiner Jugend selbst politisch geirrt und dürfe deshalb nicht über andere urteilen, nannte Korn "abwegig". "Wenn jemand in der Zeit der Studentenbewegungen Steine gegen Polizisten geworfen hat, so ist das zu verurteilen. Aber nicht einmal im Ansatz hat das mit der Gesamtdimension der Verbrechen des Nationalsozialismus und dem Verhalten auch nur mittelbar daran Beteiligter zu tun."
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