Der Tagesspiegel: Schartau: "Jugendwahn auf dem Arbeitsmarkt beenden"
Berlin (ots)
Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Harald Schartau (SPD) hat einen "Aufstand" gefordert gegen die Unternehmenpraxis, Arbeitnehmer über 50 "als altes Eisen abzustempeln". Betriebe und Gesellschaft müssten mit dem "systematisch verbreiteten Vorurteil" aufräumen, dass Ältere weniger leistungsfähig seien. "Studien belegen, dass über 50-Jährige besser mit Stress umgehen können, weil sie die Berufserfahrung haben", sagte Schartau dem Tagesspiegel. "Wir müssen den Jugendwahn auf dem Arbeitsmarkt beenden."
Schartau begrüßt die Initiative von Wirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD), gemeinsam mit den Ländern 50000 zusätzliche Ein-Euro- Jobs mit einer Dauer von bis zu drei Jahren zu schaffen. "Wenn der Bund das Programm finanziert, finde ich das in Ordnung", sagte Schartau. Die Zusatzjobs, die bis zu drei Jahre dauern sollen, könnten ein "angemessener Übergang in die Rente" sein. Clement hatte jedoch angeregt, dass dei Länder sich an den Kosten beteiligen.
Bis Anfang Februar 2006 muss nach Ansicht von Schartau dafür gesorgt werden, dass über 55-Jährige nicht länger als 18 Monate arbeitslos sind. Dann nämlich wird die maximale Bezugsdauer des Arbeitslosengeldes I von derzeit 32 auf 18 Monate reduziert. "Ältere Arbeitslose müssen in den Arbeitsagenturen mindestens so intensiv betreut werden wie die Jüngeren", forderte Schartau. Bei den Unter 25-Jährigen kommen auf einen Vermittler 75 Arbeitslose. Wer älter als 25 ist, für den ist bisher ein Betreuungsschlüsse von 1 zu 140 vorgesehen.
Damit Ältere bessere Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben, muss laut Schartau auch die innerbetriebliche Sozialpolitik neu ausgerichtet werden. "Wenn ein Unternehmen Personal abbaut, dürfen es nicht in erster Linie die Älteren sein, die mit einem goldenen Handschlag verabschiedet werden." Entlassungen müssten sich nach der Altersstruktur des Unternehmens richten. "Ältere haben heutzutage sehr schlechte Chancen, wenn sie nach einer neuen Stelle suchen."
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