Der Tagesspiegel: Gysi: PDS ist im Westen gescheitert
Berlin (ots)
Der frühere PDS-Vorsitzende Gregor Gysi sieht den Aufbau seiner Partei im Westen als gescheitert an. Gysi sagte dem "Tagesspiegel" (Dienstag-Ausgabe): "Ich mache mir keine Illusionen mehr: Absehbar werden wir im Westen keine ausreichende Bedeutung haben." Wohl sei die PDS offen für Leute wie Oskar Lafontaine oder Ottmar Schreiner, auch für Aktivisten der linken Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit. "Doch solche Linken im Westen haben der PDS gegenüber Hemmungen." Lafontaine und die anderen dächten, dass sie eine Vergangenheit und Kultur erbten, die nicht ihre eigene ist. Noch immer wirke die PDS "im Westen eher wie eine ausländische Partei".
Der frühere Berliner Wirtschaftssenator erklärte im Gespräch mit der in Berlin erscheinenden Zeitung weiter, die Kapitalismuskritik von SPD-Chef Franz Müntefering werde wohl ohne praktische Folgen bleiben: "Müntefering baut wohl vor für 2006 - damit er nach einem Regierungswechsel im Bund Vorsitzender bleiben kann. Dazu muss er seine Partei rechtzeitig auf die Oppositionsrolle vorbereiten." Wenn regiert werde, habe die SPD-Linke offenkundig nichts zu entscheiden. Daran werde sich auch nach der NRW-Wahl nichts ändern. "Schröder würde doch nach einer Wahlniederlage in Nordrhein-Westfalen keine andere Politik machen. Die nähme ihm auch niemand ab."
Gysi ließ weiter offen, ob er 2006 als Spitzenkandidat seiner Partei bei der Bundestagswahl antritt. Auf die Frage nach seiner lebensgefährlichen Krankheit sagte er: "Wenn ich es machte, traue ich es mir auch zu. Aber dann nur unter veränderten Bedingungen. So wie ich mich damals verausgabt habe, von 1990 bis 2002, so könnte ich es nicht mehr." Auch er sei dafür, dass die PDS wieder in Fraktionsstärke in den Bundestag kommt. "Ich möchte auch nicht schuld sein, wenn die PDS im nächsten Jahr scheitert. Andererseits: Man wiederholt Leben nicht."
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