Der Tagesspiegel: Trittin kritisiert VW-Spitze
Berlin (ots)
Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) will die deutsche Automobilbranche zur Erreichung der Kyoto-Klimaschutzziele in die Pflicht nehmen, setzt aber weiterhin auf eine Selbstverpflichtung der Autobauer. Es sei unabdingbar, dass auch die Automobilbranche einen verbindlichen Beitrag liefert, sagte Trittin dem "Tagesspiegel am Sonntag". "Wir schlagen vor, am Instrument der Selbstverpflichtung festzuhalten. Die Branche, inklusive der europäischen Hersteller und alle Importeure, sollte sich das Ziel setzen, bis 2012 den Durchschnittsverbrauch auf fünf Liter zu senken", sagte Trittin. Die Politik könnte dann im Gegenzug darauf verzichten, den Autosektor in den Emissionshandel einzubeziehen. Wenn die Branche das Ziel verfehle, müsse sie Mittel in Höhe der CO2-Vermeidungskosten in einen Fonds zahlen, der für Klimaschutzprojekte genutzt wird. Trittin kritisierte, dass sich die deutschen Autobauer "aus ideologischen Gründen" einem Rußpartikel-Filter für Dieselautos sehr lange widersetzt hätten. Der Imageschaden sei enorm. "Es ist doch beschämend, wenn unter den zehn umweltfreundlichsten Autos nur ein 'deutsches' ist", sagte er. Früher seien deutsche Autos bei Effizienz und Sauberkeit führend gewesen. Weil das nicht mehr der Fall sei, würden sich Automanager wie VW -Aufsichtsratschef Ferdinand Piëch und VW-Konzernchef Bernd Pischetsrieder ärgern und ihren "Ärger bei mir abladen", sagte Trittin. Piëch und Pischetsrieder hatten in einem Interview gesagt, das "Wichtigste" nach der Wahl sei, dass Trittin nicht mehr Minister ist. Diese Äußerung zeige, wie wenig strategisch manche Unternehmensführer denken, sagte Trittin dem "Tagesspiegel am Sonntag". "In einer Zeit, in der China gesetzliche Obergrenzen für den Spritverbrauch einführt und in Neu Delhi nur noch Erdgastaxis zugelassen werden, setzen sie auf Spritfresser. Das ist der Kern der Krise von Volkswagen."
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