Alle Storys
Folgen
Keine Story von Der Tagesspiegel mehr verpassen.

Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Nazis veranstalten immer mehr Konzerte

Berlin (ots)

]Die rechtsextreme Musikszene bereitet den
Sicherheitsbehörden zunehmend Sorgen. Bis September haben die 
Sicherheitsbehörden nach Informationen des Tagesspiegels schon mehr 
als 100 einschlägige Skinheadkonzerte registriert - mit Schwerpunkt 
in Ostdeutschland, vor allem in Sachsen und Thüringen. <NO1>Selbst 
die hohe Zahl entspricht alledings nur vorläufigen Erkenntnissen. Ein
Teil der oft konspirativ organisierten Konzerte wird erst später 
bekannt, manche auch nie.<NO>Bei einem Treffen von Experten aus 
Verfassungsschutz und Polizei wurde jetzt die Befürchtung laut, in 
diesem Jahr werde die Gesamtzahl der rechtsextremen Rockkonzerte 
deutlich über der von 2004 liegen. Damals stellten die Behörden 137 
einschlägige Musikveranstaltungen fest - auch das waren schon 18 mehr
als 2003.
</SB><SB190,65,140>Die neuen Zahlen und Analysen waren Mitte der 
Woche ein Thema bei den Besprechungen der "Informationsgruppe 
Rechtsextremismus (IGR)", die sich aus Fachleuten mehrerer Behörden 
zusammensetzt. An dem zweitägigen Treffen in Wittenberg 
(Sachsen-Anhalt) nahmen etwa 50 Experten aus 
Verfassungsschutzbehörden, Landeskriminalämtern und Bundeskriminalamt
teil.
</SB><SB190,65,140>Beobachtet wird auch, dass die NPD immer stärkeren
Einfluss auf die rechtsextreme Musikszene nimmt. Ein Beispiel: Im 
Anschluss an den Parteitag der Thüringer NPD Anfang April in Pößneck 
fand ein Skinheadkonzert statt, zu dem mehr als 1000 Kahlköpfe und 
Neonazis aus dem gesamten Bundesgebiet angereist waren. Als "Star" 
trat Michael Regener auf, der frühere Sänger der Berliner Band 
"Landser". Sie wurde vom Berliner Kammergericht Ende 2003 zur 
kriminellen Vereinigung erklärt, Regener bekam als Rädelsführer drei 
Jahre und vier Monate Haft. Inzwischen hat er die Strafe angetreten. 
Die Liaison mit diesem Milieu scheint sich für die NPD zu lohnen. 
Beim Treffen der IGR hieß es, die Mitgliederzahl der Partei sei auf 
etwa 5900 gestiegen. Das sind 600 mehr als 2004.
</SB><SB190,65,140>Unterdessen scheint sich der Anstieg der rechten 
Straftaten zu beschleunigen. Bis Ende August registrierten die 
Landeskriminalämter bereits 6605 Delikte, darunter 353 Gewalttaten. 
Im August allein waren es 1000 rechte Delikte. Das sind soviele wie 
seit über vier Jahren nicht mehr in einem Monat. Vergleicht man die 
Gesamtzahl der rechten Straftaten von Januar bis August 2005 mit der 
Summe der ersten acht Monate 2004, ergibt sich eine Steigerung um 
1478 Delikte. Zugenommen haben vor allem die so genannten 
Propagandadelikte, also das öffentliche Zeigen von Nazi-Kennzeichen 
(Hitlergruß, Hakenkreuzschmierereien, NS-Symbole an der Kleidung und 
weiteres). Die Zahlen entstammen den Antworten der Bundesregierung 
auf monatliche Anfragen der PDS-Bundestagsabgeordneten Petra Pau. 
Auch diese von den Landeskriminalämtern zusammengestellten Angaben 
sind nur vorläufig - in der Regel steigen die Zahlen sogar noch 
deutlich an, da die Polizei regelmäßig rechte Straftaten nachmeldet. 
Außerdem erscheinen Teile der Antworten, die Petra Pau bekommt, 
fragwürdig. So meldete Thüringen für die Monate April, Juni, Juli und
August nicht eine einzige rechte Straftat.
Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an
Tagesspiegel
Politikredaktion
030 26 009 295

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Der Tagesspiegel
Weitere Storys: Der Tagesspiegel