Der Tagesspiegel: Bayerns Landtagspräsident Glück warnt vor Rückzug der CSU auf Landespolitik
Berlin (ots)
Berlin - Nach dem Rückzug von Ministerpräsident Edmund Stoiber aus Berlin sorgt sich die CSU um ihren bundespolitischen Einfluss. "Die Entscheidung des Parteivorsitzenden bedeutet keinen Rückzug der CSU auf den Schwerpunkt Landespolitik", sagte Landtagspräsident Alois Glück dem Berliner "Tagesspiegel" (Montagsausgabe). "Bei allen Beschwerlichkeiten" damit müsse die Partei weiterhin bereit sein, Verantwortung in Deutschland zu tragen und mitzugestalten. Dies sei jetzt zwar "sicher nicht ganz einfach", sagte Glück. "Aber wir dürfen momentane Irritationen nicht zum Maß der nächsten Jahre nehmen." Bundes-, Landes- und Kommunalpolitik gehörten für die Christsozialen zusammen, "alles andere wäre die Ausfransung der Volkspartei CSU".
Ob der Rückzug Stoibers stärker mit dem Rücktritt von SPD-Chef Franz Müntefering oder mit dem Verhältnis zu CDU-Chefin Angela Merkel zu tun hatte, wollte Glück nicht beurteilen. Stoiber habe "schon 14 Tage lang Signale ausgesandt, dass er sich in Berlin nicht richtig unterstützt fühlt. Ob das ausschlaggebend war, weiß ich nicht." Stoiber habe die Fraktion nicht über andere Beweggründe für seine Entscheidung außer dem Rückzug Münteferings unterrichtet. Als Vorsitzender einer Koalitionspartei habe Stoiber aber "schon eine gewisse Sonderstellung erwartet".
Eine der Konsequenzen müsse nun "eine stärker teamorientierte Führung sein", mahnte Glück. Dies sehe auch Stoiber so. Ein Ultimatum, wie vom Magazin "Focus" berichtet, habe er dem CSU- Chef aber nicht gestellt, betonte Glück - und übte in diesem Zusammenhang scharfe Kritik an Parteifreunden. Es sei "schon sehr bedenklich, wenn aus internen Gesprächen selbst im Präsidium sofort an die Presse berichtet wird - und noch dazu in verzerrter Form".
Jetzt gehe es darum, "das Vertrauen der Bevölkerung zurückzugewinnen, das teilweise verlorengegangen ist", sagte Glück. Stoiber habe die Kraft und das Potenzial zu dem versprochenen Neuanfang. "Das wird nicht leicht sein, aber ich traue es ihm zu." Stoiber habe aus schwierigen Situationen heraus immer viel dazu gelernt", sagte Glück. "Oft hat er sich dann auch verändert als Person und in seinem Politikverständnis", sagte Glück und nannte als Beispiel den Wechsel Stoibers vom bayerischen Innenminister zum Ministerpräsident.
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