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Der Tagesspiegel: Polizei registrierte bis November 2005 bundesweit einen Anstieg rechter Straftaten um mehr als 30 Prozent

Berlin (ots)

Sie schmieren noch mehr, sie drohen härter, sie
prügeln ohne Ende - die Zahl der von Neonazis und anderen rechten 
Tätern begangenen Delikte ist im vergangenen Jahr bundesweit 
drastisch gestiegen. Die bislang bekannten, vorläufigen Zahlen der 
Polizei liegen um mehr als 30 Prozent über den vergleichbaren Werten 
von 2004. So wurden von Januar bis Ende November 2005 insgesamt 9453 
rechte Straftaten registriert. Im gleichen Zeitraum 2004 waren es 
7145 Delikte. Diese Zahlen gehen aus den Antworten der 
Bundesregierung auf monatliche Anfragen der Bundestagsabgeordneten 
Petra Pau (Linkspartei.PDS) und weiterer Mitglieder ihrer Fraktion 
zur Entwicklung rechter Kriminalität in Deutschland hervor. Die 
Antworten liegen dem Tagesspiegel vor.
Eine deutliche Zunahme ist auch bei den in der Gesamtzahl 
enthaltenen rechten Gewalttaten zu verzeichnen. Die Angaben der 
Bundesregierung summieren sich von Januar bis November 2005 auf 531 
Körperverletzungen und andere einschlägige Delikte. Das sind 98 mehr 
als in den elf Monaten 2004.
In ihren Antworten erwähnt die Regierung auch jedes Bundesland. 
Dabei fällt auf, dass in Ostdeutschland vor allem Sachsen und im 
Westen Nordrhein-Westfalen besonders stark von rechter Kriminalität 
heimgesucht werden. In Sachsen stellte die Polizei von Januar bis 
November 2005 insgesamt 1662 Delikte fest, darunter 69 Gewalttaten. 
In Nordrhein-Westfalen waren es 1681 Delikte, mit eingerechnet sind 
100 Gewalttaten. Auch wenn sich die Zahlen der beiden Länder ähneln, 
zeigen sie doch, dass der Osten härter getroffen wird. In 
Nordrhein-Westfalen  "verteilen" sich die rechten Delikte auf 18 
Millionen  Einwohner - in Sachsen sind es nur 4,3 Millionen.
Die Angaben der Bundesregierung sind vorläufiger Natur, da in der 
Regel zahlreiche Straftaten von den Polizeien der Länder nachgemeldet
werden. Außerdem fehlen noch die Angaben zum Dezember. So ist für 
2005 über die bis November registrierten 9453 rechten Delikte hinaus 
eine Summe zu erwarten, die um tausende Straftaten höher ist. Zum 
Vergleich: Die von Januar bis November 2004 von der   Bundesregierung
gemeldeten 7145 Delikte wurden  im Jahresbericht des Bundesamtes für 
Verfassungsschutz  deutlich übertroffen. In dem im Mai 2005 vom 
damaligen Bundesinnenminister Otto Schily (SPD) präsentierten Bericht
steht für 2004  eine Gesamtzahl von 12 553 rechten Straftaten.
Parallel zur starken Zunahme der einschlägigen Kriminalität wächst
offenbar auch die rechtsextreme Szene. Der harte Kern, die von einem 
Vierten Reich träumenden Neonazis, wird von Sicherheitsexperten 
inzwischen mit ungefähr 4100 Personen beziffert. 2004 waren es 3800, 
2003 noch 3000. Die Zahl der rechtsextremen Skinheads und sonstigen 
gewaltbereiten Rechtsextremisten, die in den Jahresberichten der 
Verfassungsschutzbehörden separat erfasst werden, sei mit etwa 10 000
Personen "stabil geblieben", heißt es in Sicherheitskreisen. 
Allerdings stellten die Behörden mehr  rechtsextreme 
Skinhead-Konzerte fest. Experten sprechen  von etwa 160 solcher 
Krawallveranstaltungen. 2004 waren es 137.
Zulegen konnte auch die NPD. Im vergangenen Jahr habe die Partei 
die Zahl ihrer Mitglieder auf 6000 steigern können, sagen Fachleute. 
2004 zählte die NPD 5300 Mitglieder. Den Zuwachs führen Experten auf 
die schlagzeilenträchtigen Provokationen der NPD-Fraktion im 
sächsischen Landtag zurück - und auf die Anbiederung der Partei an 
rechtsextreme Jugendszenen, vor allem im Osten.
Die mit der NPD in einer "Volksfront" verbündete DVU scheint 
hingegen weiter zu bröckeln. Obwohl noch genaue Zahlen fehlen, sagen 
Sicherheitsexperten, dass die Partei im Jahr 2005 nicht mehrwie 2004 
die Marke von 11 000 Mitgliedern erreicht hat. Auch die 
"Republikaner" (2004: 7500 Mitglieder) hätten verloren.

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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