Der Tagesspiegel: Arbeitsmarktexperte Schneider: Mindestlohn würde mehr schaden als nutzen
Berlin (ots)
Der Arbeitsmarktexperte Hilmar Schneider lehnt den derzeit diskutierten gesetzlichen Mindestlohn ab. "Die Probleme des deutschen Arbeitsmarktes kommen in erster Linie von einem Sozialstaat, der in gut gemeinter Absicht dafür gesorgt hat, dass sich einfach bezahlte Arbeit für viele nicht mehr lohnt", schreibt Schneider, Direktor für Arbeitsmarktpolitik am Institut zur Zukunft der Arbeit, in einem Beitrag für den "Tagesspiegel" (Montagausgabe). Durch die Grundsicherung für Arbeitslose gebe es bereits implizit einen Mindestlohn - "und er erreicht locker den europäischen Spitzenwert der gesetzlichen Mindestlöhne, der im von Finanztransfers reich gesegneten Luxemburg bei knapp 1500 Euro brutto im Monat liegt". Ihn zu überschreiten, sei für Menschen ohne abgeschlossene Ausbildung aber schwer. "Es müsste folglich alles dafür getan werden, den impliziten Mindestlohn drastisch zu senken, damit Menschen mit einfachen Fähigkeiten auch wieder eher bereit sind, einfache Tätigkeiten zu einfachen Löhne anzunehmen", schreibt Schneider. Wenn aber jetzt ein gesetzlicher Mindestlohn eingeführt werde, der nach den Vorstellungen seiner Befürworter auf dem Niveau des heutigen impliziten Mindestlohns liegen sollte, sei nichts gewonnen. "Im Gegenteil: Hausfrauen, Rentner und Studenten beispielsweise, die bislang im Rahmen eines 400-Euro-Jobs bereit waren für einen geringen Stundenlohn zu arbeiten, hätten nun Anspruch auf den Mindestlohn. Zu befürchten ist, dass viele von Ihnen statt mehr Geld die Kündigung erhalten würden," warnt der Arbeitsmarktexperte.
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