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Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Bahn wird Skandalfirma nicht los

Berlin (ots)

Die Deutsche Bahn bestellt nach
"Tagesspiegel"-Informationen immer noch bei einem 
Ersatzteillieferanten, obwohl die Staatsanwaltschaft - auf Betreiben 
der Bahn - eben gegen jenes Unternehmen seit fast einem Jahr 
ermittelt. Der Bahneinkauf stimmte sogar mehrmals Preisen der Firma 
Topro zu, die deutlich über denen der Konkurrenz lagen. Das geht aus 
Unterlagen hervor, die dem "Tagesspiegel" (Montagausgabe) vorliegen. 
Eine Bahnsprecherin bestätigte auf Anfrage, dass noch mit Topro 
zusammengearbeitet werde. Wegen des laufenden Ermittlungsverfahrens 
lehnte sie aber einen weiteren Kommentar ab.
Die Bahn gibt im Teileeinkauf pro Jahr einen dreistelligen 
Millionenbetrag aus. Im Fall Topro hatte die Berliner 
Staatsanwaltschaft im März 2005 Büros der Bahn in Berlin und München 
sowie in Privathäusern auf der Schwäbischen Alb und in 
Schleswig-Holstein durchsucht. Die Bahn selber hatte zuvor Anzeige 
gegen einen leitenden Mitarbeiter erstattet. Dieser soll der 
Vertriebsfirma Topro GmbH "Aufträge in Millionenhöhe unter 
Ausschaltung des Wettbewerbs zugeleitet haben". Als Gegenleistung 
soll der Bahnmitarbeiter wiederum von Topro "Zuwendungen in nicht 
unerheblicher Höhe" erhalten haben.
Seit den Durchsuchungen lagern bei der Staatsanwaltschaft Akten, 
die aber bis zuletzt noch nicht ausgewertet werden konnten. 
Gleichzeitig schafft es die Bahn nicht, komplett zu anderen 
Lieferanten zu wechseln. Noch am 5. Oktober 2005 erhielt Topro einen 
Auftrag zur Lieferung von Ölfangringen - zu einem Preis, der 
pünktlich zum 4. Oktober erhöht wurde und 67 Prozent über dem im 
bisherigen Rahmenvertrag lag. Allein hier geht es um Mehrkosten von 
40000 Euro für die Bahn.
Noch verheerender ist ein Auftrag für Thyristoren, elektronischen 
Bauteilen, die in Loks zum Einsatz kommen. Topro erhielt Ende 
November den Zuschlag für einen Großauftrag im Gesamtwert von fast 
147000 Euro. Nur wenige Monate zuvor war aber bei einer 
EU-Ausschreibung für das gleiche Bauteil ein viel niedrigerer Preis 
herausgekommen. Die Differenz zu Gunsten Topros und zu Lasten der 
Bahn diesmal: fast 100000 Euro. Voraussetzung für das Geschäft war, 
dass Topro die Ersatzteile kurzfristig liefern würde. Doch der 
Liefertermin wurde nach "Tagesspiegel"-Informationen auf Grund eines 
angeblichen Transportschadens nicht eingehalten. Jetzt wird zwischen 
Konzern und Topro über die Qualität der letztlich gelieferten Teile 
und über die Bezahlung der Rechnung gestritten.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon: 030/26009-260

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
thomas.wurster@tagesspiegel.de

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