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Der Tagesspiegel: Umweltminister beruft Atom-Befürworter als Chef der Reaktor-Sicherheitskommission

Berlin (ots)

Erstmals seit 1999 soll auf Betreiben von
Umweltminister Siegmar Gabriel (SPD) wieder ein Befürworter der 
Atomkraft die Reaktorsicherheitskommission (RSK) der Bundesregierung 
leiten. Wie Mitglieder der Kommission dem Tagesspiegel bestätigten, 
benannte der zuständige Abteilungsleiter des Ministeriums Wolfgang 
Renneberg während der Sitzung des 12-köpfigen Gremiums am Donnerstag 
in Bonn den früheren Siemens-Mitarbeiter Klaus-Dieter Bandholz als 
Nachfolger des bisherigen Vorsitzenden Michael Sailer.
Sailer war vom ehemaligen Umweltminister Jürgen Trittin ernannt 
worden und gilt als ausgewiesener Kritiker der Atomkraft. Er leitet 
den Fachbereich Reaktorsicherheit des Öko-Instituts in Darmstadt. 
Bandholz dagegen war bis 1990 mehr als zwei Jahrzehnte beim 
Siemens-Konzern in der Reaktorentwicklung beschäftigt und arbeitet 
seitdem bei der Firma Energiesysteme Nord (ESN) als Gutachter für 
verschiedene Aufsichtsbehörden.
Abteilungsleiter Renneberg hatte zuvor mehrfach angekündigt, dass der
Physiker Lothar Hahn den Vorsitz übernehmen sollte, der zugleich 
Geschäftsführer der bundeseigenen Gutachterfirma Gesellschaft für 
Reaktorsicherheit (GRS) ist. Hahn war von Ex-Minister Trittin schon 
einmal für drei Jahre zum Vorsitzenden bestellt worden. Der GRS-Chef,
so hieß es im Umfeld des Ministers, sei jedoch auf Vorbehalte bei den
Unternehmen gestoßen, die Atomkraftwerke betreiben. Darum habe 
Staatssekretär Matthias Machnig anders entschieden.
Ein Sprecher des Ministeriums wies diese Darstellung  zurück und 
versicherte, die Industrie habe "keinerlei Einfluss genommen". 
Renneberg begründete die Personalie nach Angaben von 
Sitzungsteilnehmern mit einem möglichen Interessenkonflikt Hahns. 
Unter seiner Leitung habe die GRS den Entwurf für das neue 
kerntechnische Regelwerk vorgelegt. Dies müsse nun von der RSK 
bewertet werden. Folglich dürfe der Vorsitzende nicht vorher  damit 
befasst gewesen sein. Hahn sagte, er habe "kein Problem mit der 
Entscheidung" und könne "die Begründung gut nachvollziehen"
Die Informationen sind bei Nennung der Quelle von sofort an zur 
Verwendung frei. Sollten Sie noch Fragen haben, wenden Sie sich bitte
an den Tagesspiegel, Politikredaktion, Telefon: 030/26009-389.

Rückfragen bitte an:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-419
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de

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