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Der Tagesspiegel: Aufklärung bei Siemens könnte Monate dauern

Berlin (ots)

Der Korruptionsexperte Michael J. Hershman geht von
langwierigen Untersuchungen in der Affäre um schwarze Kassen bei 
Siemens aus. "Wir wissen noch gar nicht, wer hier Täter und wer Opfer
ist", sagte Hershman im Gespräch mit dem Tagesspiegel am Sonntag. Er 
könne "im Moment nicht einmal sagen, welche kriminellen Delikte 
begangen wurden". Er weiß nur, dass Siemens selbst 420 Millionen Euro
in den Bilanzen als zweifelhaft erachtet. "Wochen, vielleicht sogar 
Monate" könne es dauern, bis er sich einen Überblick über Fakten und 
Unterlagen verschafft habe. Das bedeute aber nicht, dass er sich so 
lange nicht öffentlich äußern wolle. "Ich will nur nicht spekulieren.
Wenn ich bei meinen Untersuchungen auf Schwachstellen bei Siemens 
stoße, werde ich umgehend Empfehlungen abgeben, wie die sich beheben 
lassen, und nicht bis zum Schlussbericht warten."
Den Auftrag zur Durchleuchtung der Siemens-Affäre habe er 
angenommen, weil die Konzernführung entschlossen sei, alle Missetäter
zu finden und zur Verantwortung zu ziehen. "Wir haben uns in die 
Augen geschaut, und ich hatte den Eindruck, sie meinen es ernst", 
sagte Hershman dem Tagesspiegel. "Auch da habe ich einige Erfahrung."
Zur Frage, ob es denn andere Erklärungen als die Annahme gäbe, die 
verdächtigen Millionen seien als Schmiergelder zur Akquise 
einträglicher Großaufträge gezahlt worden, sagte Hershman: "Ich habe 
Fälle gesehen, wo Angestellte behaupteten, sie hätten schwarze Kassen
angelegt, um an Aufträge zu kommen. Tatsächlich hatten sie sich 
selbst bereichert und die Gelder auf eigene Konten gelegt." Und noch 
eines gibt ihm zu denken. "420 Millionen Euro? Die Summe klingt sehr 
hoch. Es ist unwahrscheinlich, dass so viel Geld allein in Bestechung
floss, um Aufträge an Land zu ziehen", sagte Hershman. Dies wolle er 
aber nur als allgemeine Bemerkung verstanden wissen, nicht als 
Kommentar zum Fall Siemens.
Bei inhaltlichen Rückfragen wenden Sie sich bitte an:
Der Tagesspiegel, Ressort Wirtschaft, Telefon 030 26009-260

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
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