Alle Storys
Folgen
Keine Story von Der Tagesspiegel mehr verpassen.

Der Tagesspiegel

Der Tagesspiegel: Die Integrationskurse für Ausländer sind stark verbesserungsbedürftig

Berlin (ots)

Die Integrationskurse für Ausländer, ein zentrales
Element des lange umstrittenen Zuwanderungsgesetzes, sind stark 
verbesserungsbedürftig. Zum 1. Juli 2007 muss das 
Bundesinnenministerium (BMI) dem Bundestag einen Erfahrungsbericht 
über die Integrationskurse vorlegen. Jetzt hat die Firma Ramboll im 
Auftrag des BMI ein Gutachten erstellt, das dem Tagesspiegel im 
Entwurf vorliegt.
In dem Gutachten heißt es: "Zentrales Ergebnis der Evaluation ist,
dass die bisherige Umsetzung zwar grundsätzlich zielführend und 
funktionsfähig ist, jedoch in zentralen Handlungsfeldern teilweise 
grundlegende Verbesserungen  hinsichtlich der Effektivität und 
Effizienz vorgenommen werden können."
Als erste Maßnahme zur Verbesserung empfiehlt Ramboll nun die 
"Einführung von verpflichtenden Abschlusstests". Außerdem soll es 
auch einen durch unabhängige Prüfer durchführten verpflichtenden 
Einstufungstest geben, um die Zusammensetzung der Kurse je nach 
Niveau besser zu steuern.
Die Überprüfung hat auch ergeben, dass die bisherige Festlegung 
auf 600 Stunden Sprachkurs für alle nicht zu halten ist. Ramboll 
plädiert für "flexible Stundenkontingente" und eine Differenzierung 
nach den Vorkenntnissen und Lernfortschritten der Teilnehmer. Für 
Langsamlerner und Analphabeten oder nicht-lateinisch Alphabetisierte 
müssten 900 Stunden angesetzt werden. Auch für Jugendliche bedürfe 
es, um deren Zugang zum Arbeitsmarkt zu verbessern, eine spezielle 
Förderung etwa in einem zusätzlichen 300-stündigen Jugendkurs.
Im Gegenzug weist Ramboll auch auf fehlende Verpflichtungs- und 
Sanktionsregularien hin. Spätaussiedler und Neuzuwanderer würden gut 
mit den Kursen erreicht. Allerdings könne die Erreichbarkeit von 
"Altzuwanderer/innen noch weiter gesteigert werden", "insbesondere" 
bei Beziehern von Sozialleistungen, die durch die Behörde zum Kurs 
geschickt wurden. Um jene stärker in die Kurse zu bekommen, schlagen 
die Gutachter vor, dass erstens nicht nur die Ausländerbehörden, 
sondern auch die Sozialbehörden die Leute in den Kurs schicken dürfen
- und dass diese Behörden dann auch über eine Nichtteilnahme direkt 
informiert werden. Sie könnten dann als Sanktion Leistungen kürzen.
Ramboll schlägt außerdem noch vor, die direkte Finanzierung 
auszubauen. Statt bisher 2,05 Euro pro Teilnehmer pro Stunde sollten 
die Zahlungen an die Kursträger mindestens 2,20 Euro bis zu drei Euro
betragen. Im Gutachten werden hier drei Rechenmodelle ausgeführt. Der
konkrete Betrag bliebe aber, wie bei den anderen Empfehlungen auch, 
eine politische Entscheidung.
Der Entwurf des Gutachtens wird derzeit in einer Arbeitsgruppe des
Integrationsgipfels beraten. In Abstimmung mit dem 
Bundesinnenministerium sollen Konsequenzen aus der Evaluierung 
vereinbart werden.
Für Nachfragen:
Barbara Junge
Der Tagesspiegel
Redaktion Politik

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


Original-Content von: Der Tagesspiegel, übermittelt durch news aktuell

Weitere Storys: Der Tagesspiegel
Weitere Storys: Der Tagesspiegel