Der Tagesspiegel: "Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust zum Richtungsstreit im Hamburger Nachrichtenmagazin: "Solange die mich nicht rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig"
Berlin (ots)
"Spiegel"-Chefredakteur Stefan Aust hat sich im Interview mit dem "Tagesspiegel am Sonntag" über den am Montag beginnenden, mit Spannung erwarteten Wahlkampf um die fünfköpfige Spitze der Mitarbeiter-KG beim "Spiegel" geäußert. "Die Frage, wie die Spitze der KG neu besetzt wird, ist für die Zukunft des ,Spiegel' von außerordentlich großer Bedeutung. Die Mitarbeiter-KG hat schon in der Ära Augstein eine wesentliche Rolle gespielt, aber keine so große Rolle wie jetzt." Der KG gehören 50,5 Prozent des Verlages. Zuletzt hat es viel Ärger zwischen der KG und dem Chefredakteur gegeben, unter anderem wegen der Abberufung von Verlagsgeschäftsführer Karl Dietrich Seikel. Einer der neuen Kandidaten für die Spitze der Mitarbeiter-KG ist Gabor Steingart, Leiter des Hauptstadtbüros. Steingart gilt als "Kronprinz" von Stefan Aust. Der "Spiegel"-Chef dementierte. dass der Ausgang dieser Wahl seine berufliche Zukunft beeinflusse. Er wolle nicht kündigen, wenn die alte KG-Führung wieder gewählt wird. "Ich habe alle meine Arbeitsverträge immer erfüllt, bis zum letzten Tag. Ich verstehe mich als Vertreter der Redaktion. Solange die Gesellschafter mich nicht rausschmeißen, ist die Redaktion unabhängig." In dem Interview plädierte Aust auch dafür, dass der Bundespräsident den RAF-Terroristen Christian Klar unter bestimmten Umständen begnadigen sollte. "Eine Begnadigung ohne einen Akt der Reue ist sicherlich schwierig, aber nicht ausgeschlossen. Generell bin ich der Meinung, dass der 30. Jahrestag der Entführung und Ermordung Hanns-Martin Schleyers auch ein geeigneter Zeitpunkt wäre, um dieses Kapitel deutscher Geschichte friedlich abzuschließen." Aust sitzt zurzeit an einem Drehbuch über die "Rote Armee Fraktion" nach seinem eigenen Bestseller "Der Baader-Meinhof-Komplex". Mitte des Jahres sollen die Dreharbeiten beginnen.
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