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Der Tagesspiegel: Deutsche Geheimdienstmitarbeiter: Es gab kein US-Angebot zur Freilassung von Murat Kurnaz/ Günstige Risikoprognose war "nicht abgestimmt"/ Vernehmungsprotokoll des BND-Untersuchungsausschusses

Berlin (ots)

Die nichtöffentliche Vernehmung dreier deutscher
Geheimdienstmitarbeiter durch den BND-Untersuchungsausschuss des 
Bundestages hat zentrale Vorwürfe der Opposition gegen den heutigen 
Außenminister und früheren Kanzleramtschef Frank-Walter Steinmeier 
(SPD) erschüttert. Das geht aus der vorläufigen Fassung des 
Vernehmungsprotokolles hervor, das dem in Berlin erscheinenden 
Tagesspiegel (Ausgabe vom Freitag) vorliegt. Bislang gab es lediglich
strittige Bewertungen der Sitzung durch Ausschussmitglieder.
Die beiden Mitarbeiter des Bundesnachrichtendienstes (BND) und der
Mitarbeiter des Bundesamtes für Verfassungsschutz hatten den in 
Guantanamo inhaftierten Bremer Türken Murat Kurnaz im September 2002 
in dem Gefangenenlager verhört. Vor dem Ausschuss vertrat keiner der 
drei die These, es habe ein US-Angebot zur Freilassung von Kurnaz 
gegeben. Zudem wurde durch die Aussagen vor dem Ausschuss deutlich, 
dass die Vertreter deutscher Sicherheitsbehörden damals keineswegs 
einhellig der Meinung waren, Kurnaz sei ungefährlich. Die Opposition 
wirft der früheren rot-grünen Regierung und insbesondere Steinmeier 
vor, sie hätten Kurnaz trotz erwiesener Ungefährlichkeit und Unschuld
im Stich gelassen.
Der BND- Delegationsleiter hatte nach der Vernehmung die 
Einschätzung formuliert, von Kurnaz gehe "mit an Sicherheit 
grenzender Wahrscheinlichkeit" keine Gefährdung für die Sicherheit 
Deutschlands und seiner Verbündeten aus. Der Verfassungsschützer  
erklärte dazu: "Dieser Satz war mit mir nicht abgestimmt, und ich 
würde ihn sicherlich so niemals formuliert haben." Der 
BND-Delegationsleiter selbst gab vor dem Gremium die Einschätzung ab:
"Kurnaz wies die charakteristischen Merkmale einer 
Radikalisierungsbiografie auf."
Der Verfassungsschützer verneinte vor dem Gremium entschieden die 
Frage, ob es ein Angebot der Amerikaner zur Freilassung von Kurnaz 
gegeben habe. "Nein, das entsprach nicht dem Charakter unserer Reise,
zu keinem Zeitpunkt", sagte der Zeuge: "Wir haben mit niemandem 
gesprochen, der uns ein solches Angebot hätte machen können." Auch 
der BND-Delegationsleiter sagte, er unterstreiche, "dass es sich hier
nicht um ein Angebot handeln konnte". Dazu habe die deutsche 
Delegation weder das entsprechende Mandat noch die entsprechende 
Position gehabt.
Der Text ist frei bei Nennung der Quelle "Tagesspiegel".
Mit freundlichen Grüßen
Tagesspiegel Politikredaktion
Tel. 030-26009-389

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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