Der Tagesspiegel: Rürup fordert Steuerfinanzierung von zusätzlichen Krippenplätzen
Experten erwarten wachsenden Markt für private Anbieter
Berlin (ots)
Der oberste Wirtschaftsweise Bert Rürup hat sich dafür ausgesprochen, zusätzliche Kinderbetreuungsplätze aus Steuermitteln zu finanzieren. "Wenn Familienpolitik als das angesehen wird, was sie ist, nämlich eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dann muss eine Verbesserung der Betreuung aus dem allgemeinen Steueraufkommen finanziert werden", sagte Rürup dem Tagesspiegel am Sonntag. Wenn die Politik der Auffassung sei, nicht mehr Geld für die Familienpolitik ausgeben zu können, sehe er in einer Finanzierung der zusätzlichen Kitas durch ein Einfrieren des Kindergeldes aber auch "einen gangbaren Weg", sagte der Vorsitzende des Sachverständigenrats der Bundesregierung. Die Infrastruktur für die Betreuung von Kindern im Vorschulalter sei "bei uns im Vergleich zur direkten monetären Unterstützung von Familien defizitär", sagte er.
"Deutschland braucht mehr Betriebskindergärten", forderte Rürup. "Und ich bin mir sicher, viele Unternehmen werden bald erkennen, dass sich derartige Einrichtungen auch betriebswirtschaftlich über die damit verbundenen personalpolitischen Produktivitätseffekte rechnen."
Experten sehen indes einen wachsenden Markt für gewerblich-private Anbieter in der Kinderbetreuung. "Es gibt ein enormes Potenzial", sagte Dieter Dohmen, Direktor des Berliner Forschungsinstituts für Bildungs- und Sozialökonomie (FiBS), dem Tagesspiegel am Sonntag. "Denn der Bedarf ist viel größer, als das was staatlich bisher angeboten wird." "Es kommt Dynamik in den Markt", sagte auch Katharina Spieß, Familien- und Bildungsexpertin beim Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung und Professorin an der FU Berlin.
"Deutschland ist in Sachen Kinderbetreuung so weit wie noch nie, wenn auch noch nicht weit genug", sagte Spieß. "Ob gewerbliche Betreuungsangebote eine faire Chance im Wettbewerb haben, hängt massiv von den Fördermöglichkeiten ab." FiBS-Direktor Dohmen fordert Chancengleichheit auf dem Markt. "So lange staatliche Einrichtungen stärker gefördert werden als nicht-staatliche ist das eine massive Eintrittsbarriere in den Markt."
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