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Der Tagesspiegel: Berlin sucht Haftplätze in anderen Bundesländern Übervolle Gefängnisse erfordern Verlagerung

Berlin (ots)

Berlin will seine Häftlinge in anderen
Bundesländern unterbringen und so die chronische Überbelegung der 
Berliner Haftanstalten abbauen. Das kündigte Justizsenatorin Gisela 
von der Aue (SPD) am Sonnabend in der Justizvollzugsanstalt Tegel an,
wo sie den Frühlingsbasar der Gefängniswerkstätten besuchte. "Wir 
verhandeln derzeit mit den Ländern Brandenburg, Sachsen-Anhalt, 
Mecklenburg-Vorpommern und Hamburg", sagte von der Aue. Wie viele der
derzeit 5500 Häftlinge aus Berlin verlegt werden sollen, konnte sie 
nicht sagen. Ebenso wenig, wie viel pro Häftling an die anderen 
Länder gezahlt werden muss. Dass die Kosten pro Gefangenem aber höher
als in Berlin werden, ist klar.
Eine Sprecherin der Senatorin sagte: "Die anderen Bundesländer 
verlangen unverschämt viel." Dennoch sei die Verlegung nötig, weil 
die Haftstrafen immer länger und die zehn Berliner 
Justizvollzugsanstalten immer voller würden. Der Neubau des 
Gefängnisses Heidering im stadtnahen Großbeeren mit Platz für 648 
Männer sei erst in vier bis fünf Jahren bezugsfertig.
Ein Problem der "Vollzugsgemeinschaft" mit den anderen Ländern dürfte
die gesetzlich vorgeschriebene "wohnortnahe Unterbringung" der 
Gefangenen werden. "In zweieinhalb Stunden ist man in Hamburg. Das 
ist nicht so schlimm", hieß es dazu aus der Justizverwaltung. 
Senatorin von der Aue wies außerdem darauf hin, dass im 
Jugendgefängnis Plötzensee demnächst 80 bis 90 neue Haftplätze durch 
die Umwidmung von Gebäuden entstehen werden.
Derzeit sind Berlins Gefängnisse um 10 bis 20 Prozent überbelegt. In 
der JVA Tegel, dem größten deutschen Gefängnis, sitzen mit 1700 
Häftlingen rund 160 Männer mehr ein, als Einzelhaftplätze zur 
Verfügung stehen. Am Sonnabend drängten sich rund 300 Besucher auf 
dem regelmäßigen Basar der für ihre gute Arbeit bekannten 
Gefängniswerkstätten. Obwohl für alle Gefangenen eine Arbeitspflicht 
besteht, können wegen fehlender Kapazitäten nur rund 1060 arbeiten.
Inhaltliche Rückfragen richten Sie bitte an:
Der Tagesspiegel, Berlin-Redaktion, Telefon (030) 26009-736

Pressekontakt:

Der Tagesspiegel
Chef vom Dienst
Thomas Wurster
Telefon: 030-260 09-308
Fax: 030-260 09-622
cvd@tagesspiegel.de


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