100 Jahre Katholisches Auslandssekretariat
Bonn (ots)
1921 wurde in Würzburg das Katholische Auslandssekretariat gegründet, um die deutschsprachige katholische Seelsorge überall auf der Welt zu systematisieren und zu organisieren. Bis in die Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg standen vor allem Auswanderer nach Übersee im Fokus der pastoralen Arbeit. Heute richten sich die seelsorglichen Angebote der rund 110 Gemeinden an Deutschsprachige, die aus verschiedenen Gründen dauerhaft oder zeitlich befristet im Ausland leben. Während vor 100 Jahren viele der Gemeinden in den damaligen Auswanderungsländern gegründet wurden, liegen die Schwerpunkte seit einigen Jahrzehnten auf den großen Wirtschafts- und Metropolregionen Europas und Asiens.
Die Muttersprache hat für die Seelsorge einen unschätzbaren Wert. Viele Menschen haben das Bedürfnis, ihren Glauben in der eigenen Sprache leben zu können. Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Bischof Dr. Georg Bätzing, schreibt anlässlich des Jubiläums: "Der Deutschen Bischofskonferenz ist es [...] ein großes Anliegen, dass alle Menschen - hier in Deutschland und überall in der Welt - den Glauben in ihrer Muttersprache praktizieren und bekennen können." Neben den deutschsprachigen Gemeinden im Ausland besteht in Deutschland ein dichtes Netz muttersprachlicher Gemeinden für die hier lebenden Katholiken der unterschiedlichen Sprachgruppen.
In seinem Grußwort hebt Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier besonders die Bedeutung der Auslandsgemeinden für den kulturellen Austausch und die internationale Verständigung hervor: "Seit einhundert Jahren begleitet das Katholische Auslandssekretariat nun schon diese Pionierarbeit des kulturellen Austauschs und der Verständigung. Dafür möchte ich meinen Dank und meine Anerkennung aussprechen und wünsche mir, dass Ihre Botschaft - dieses gelebte 'Du bist nicht allein!' - auch in Zukunft vielen Menschen weltweit Kraft gibt und Mut macht."
Für viele Deutschsprachige im Ausland und besonders für deutschsprachige Familien, die aus beruflichen Gründen im Ausland leben, sind die deutschsprachigen Gemeinden wichtige Orte der religiösen und kulturellen Heimat. Trotz der deutschen Sprache sind die Auslandsgemeinden Teile der Ortskirche des jeweiligen Gastlandes. Auf diese Weise, verbunden mit der Kirche und Kultur in Deutschland und eingegliedert in die Kirche vor Ort, sind die Gemeinden Brücken zwischen Deutschland und der Welt. Die deutschsprachigen Auslandsgemeinden sind lebendige und bunte Zeugen der universalen Weltkirche.
Neben den rund 110 deutschsprachigen Auslandsgemeinden existieren spezielle Angebote für Pilger in Rom, Jerusalem, Lourdes, Fatima und Santiago de Compostela. Zusätzlich verantwortet das Katholische Auslandssekretariat die Seelsorge auf Kreuzfahrtschiffen und entsendet einen Priester für die deutschsprachige katholische Versöhnungsarbeit im "Zentrum für Dialog und Gebet" am ehemaligen Konzentrationslager Auschwitz.
Der Beauftragte der Deutschen Bischofskonferenz für die deutschsprachige Auslandsseelsorge, Weihbischof Matthias König (Paderborn), würdigt in einem Grußwort die lebendige Kraft der Auslandsgemeinden: "Oft sind die Kontakte zu den einheimischen Ortskirchen ein Segen. Es werden Brücken gebaut, die auch für viele andere Bereiche tragen. Und vor allem ist zu erwähnen, dass oft die deutschen Botschaften und Konsulate auf eine gute Zusammenarbeit mit den Gemeinden und ihren Seelsorgern und Seelsorgerinnen Wert legen."
Coronabedingt konnte das Jubiläum heute (15. Juni 2021) nur im kleinen Kreis im Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz gefeiert werden. Der Erzbischof von Luxemburg und frühere Auslandspfarrer der Gemeinde in Tokio, Kardinal Jean-Claude Hollerich SJ, betonte in seiner Predigt, dass die Auslandsseelsorge gebraucht werde, denn die Menschen fänden sich dort in einer ganz anderen Kultur wieder. "Sie rücken zusammen, haben eine Insel, wo man deutsch sprechen kann. Dennoch: Das allein macht noch keine Kirche. Erst der Gottesdienst ermöglicht es den Menschen, Christus, den Auferstanden, zu erfahren. Er ist mitten in der Gemeinde. Es ist die Gotteserfahrung, die trägt. Die Liebe steht dort im Zentrum. Sie trägt die Menschen im Leben, bringt Öffnung in die Gemeinde und hilft, sich dem neuen Land zu öffnen." Es gehe darum, füreinander da zu sein. Dies solle in christlichen Gemeinden erkennbar sein. "Wir müssen uns wagen, hinauszugehen. Wir müssen in Offenheit auf den andern und die andere zugehen. Wir können von den Auslandsgemeinden lernen, wie wir Offenheit leben können. Gott wird uns immer dabei helfen."
Für den Leiter des Auslandssekretariats, Msgr. Peter Lang, ist das Jubiläum Motivation und Anspruch zugleich: "In unserer Geschichte haben wir immer neu gefragt: Was ist heute wichtig? Dies muss auch in Zukunft so bleiben. Aktuell sind dies die Herausforderungen der Corona-Pandemie, in der viele Menschen lange Zeit nicht nach Hause reisen konnten und können, Freunde, Kollegen und Verwandte schwer erkrankten oder starben, in den ärmeren Ländern die Menschen, die um unsere Pfarrzentren herum leben, plötzlich Not litten und vor unseren Kirchen auftauchten und um Hilfe baten. Da ist es wichtig, dass wir vor Ort sind und auf die Anfragen Antworten und Hilfe geben können."
Anlässlich seines 100-jährigen Jubiläums hat das Katholische Auslandssekretariat eine Festschrift herausgegeben, die die Vielfalt der Arbeit der deutschsprachigen Auslandsseelsorge aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet. Neben Grußworten von Bundespräsident Steinmeier, Bischof Bätzing und Weihbischof König kommen Mitglieder der Gemeinden aus aller Welt zu Wort. Seelsorger stellen ihre Gemeinden vor und führen in ihre Arbeitsbereiche ein. Historische Dokumente aus der Geschichte des Auslandssekretariats und Fotos aus den vergangenen 100 Jahren der katholischen Auslandsseelsorge komplettieren das Bild.
Hinweise:
Die Festschrift kann direkt beim Katholischen Auslandssekretariat der Deutschen Bischofskonferenz bezogen werden: kas@dbk.de.
Die Grußworte aus der Festschrift sind als pdf-Dateien zum Herunterladen unter www.dbk.de verfügbar.
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