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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Christen im Nahen Osten und muslimischen Ländern: Lage dramatisch

Dramatische Lage im Nahen Osten und in der muslimischen Welt - Christen zwischen Exodus und Hoffnung

--- Göttingen, den 20. Dezember 2017 --- Wenige Tage vor Weihnachten hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) vor einem Massenexodus von Christen aus dem Nahen Osten und aus anderen muslimischen Staaten gewarnt. So sei die Zahl der Christen im Irak und im Jemen bereits dramatisch zurückgegangen, berichtete die Menschenrechtsorganisation. "Nur in wenigen Staaten gibt es wie in Marokko Zeichen der Hoffnung, dass Christen mehr Religionsfreiheit eingeräumt wird. In Marokko engagieren sich Christen gemeinsam mit Juden, Sufis und Bahai'i öffentlich für die Durchsetzung ihrer Rechte", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Mittwoch in Göttingen. "Religionsfreiheit ist ein bedeutendes Menschenrecht und muss von allen Staaten rückhaltlos gewährt werden. Der interreligiöse Dialog ist hilfreich. Er ist jedoch keine Garantie dafür, dass sich Behörden in muslimisch dominierten Staaten nicht dem Druck radikaler Islamisten beugen und Christen in ihrer Religionsausübung behindern."

Besonders besorgniserregend ist die Lage der Christen im Irak. Dort ist in den Gebieten, die unter der Herrschaft der Zentralregierung in Bagdad stehen, nach Einschätzung lokaler Beobachter die Zahl der Angehörigen der religiösen Minderheit seit dem Jahr 2015 von 275.000 auf 150.000 Gläubige zurückgegangen. Die meisten dieser Christen leben heute in Irakisch-Kurdistan im Norden des Landes. Wie in vielen Staaten des Nahen Ostens leiden Christen im Irak auch unter dem weltweiten Konflikt zwischen Sunniten und Schiiten. So befürchten sie vor allem weitere Übergriffe schiitischer Milizen, die nach dem Unabhängigkeitsreferendum in Irakisch-Kurdistan im Herbst 2017 deutlich zugenommen hatten.

Auch im seit Jahren umkämpften Jemen sind Christen massiv unter Druck. Bombardements, Flucht, Bürgerkrieg und das Erstarken islamistischer Ideologien haben dazu geführt, dass sich ihre Zahl von 40.000 Gläubigen im Jahr 2011 auf heute rund 3.000 verringert hat.

"In Pakistan erleben wir leider ebenfalls einen bedrohlichen Exodus von Christen. Sie suchen zu Tausenden Zuflucht im Ausland, um der wachsenden Bedrohung durch Islamisten zu entgehen. Mit großer Sorge beobachten wir, dass die pakistanischen Behörden vor der wachsenden Macht von Islamisten kapitulieren und den Christen den notwendigen Schutz meist verweigern", erklärte Delius.

"Hoffnungsvoll stimmt uns das Aufbegehren von Christen in Marokko, die das Weihnachtsfest nicht länger im Geheimem feiern wollen", sagte Delius. Zum Menschenrechtstag im Dezember appellierten Christen dort in einem Brief an die Präsidenten der beiden Parlamentskammern des Landes, sich für eine freie Religionsausübung ihrer Minderheit einzusetzen. Die Forderungen gehen vor allen von rund 6.000 Konvertiten aus, die heute in dem Königreich leben. Insgesamt sind rund ein Prozent der 35 Millionen Bewohner Marokkos Christen. Die meisten von ihnen sind Katholiken. Sie sind überwiegend aus anderen Regionen Afrikas eingewandert.

Ulrich Delius ist erreichbar unter Tel. 0160 95 67 14 03.

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