Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Indonesien: Bekenntnis zu religiöser Vielfalt gefordert
Nach den Terroranschlägen gegen Christen: Indonesien soll sich zu seinen religiösen Minderheiten bekennen
--- Göttingen, den 14. Mai 2018 --- Nach den Terroranschlägen auf Kirchen in Indonesien hat die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) ein klareres Bekenntnis des größten muslimischen Staates zu seinen religiösen Minderheiten gefordert. "Wer Christen wirksam vor neuer Gewalt schützen will, muss ganz deutlich zeigen, dass sie ihren Glauben frei ausüben dürfen - genauso wie auch Ahmadiyyah, Bahai'i und Hindu", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Montag in Göttingen. "Indonesien muss stärker betonen, ein säkularer Staat zu sein, in dem alle Gläubigen ihre Religion ohne Anfeindung praktizieren können."
Der Menschenrechtler kritisierte, dass sich der Islam in dem früher wegen seiner religiösen Toleranz gerühmten Land immer mehr radikalisiere. "Zwar gehen die Sicherheitskräfte gegen islamistische Gewalttäter vor, doch zugleich schreitet die Islamisierung des öffentlichen Lebens weiter fort und der Spielraum religiöser Minderheiten nimmt immer mehr ab", berichtete Delius. So werden Kirchen willkürlich auf Anordnung lokaler Behörden geschlossen und Christen müssen in öffentlichen Ämtern mit Anfeindung und Ausgrenzung rechnen.
Die von radikalen Islamisten betriebene Inszenierung der Verurteilung des ehemaligen christlichen Gouverneurs Ahok habe deutlich gemacht, wie groß ihr Einfluss in Indonesien geworden sei, sagte Delius. Ahok war nach einem spektakulären mehrmonatigen Gerichtsprozess, den radikale Islamisten initiiert hatten, im Mai 2017 zu einer zweijährigen Haftstrafe wegen Blasphemie verurteilt worden. Die Haftstrafe wurde jüngst in der Berufungsinstanz vom Gericht bestätigt.
"Es genügt nicht, nur den Schutz vor christlichen Einrichtungen zu verstärken", sagte Delius. "Indonesien braucht eine breite öffentliche Diskussion über die Rolle und die Rechte von Minderheiten, um eine weitere Verstärkung des Einflusses radikaler Muslime bei den im Jahr 2019 anstehenden Parlamentswahlen zu verhindern."
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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