Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Einigung des Vatikans mit China im Streit um Bischöfe
Menschenrechtler: Falsches Signal zur falschen Zeit Religionsfreiheit in China in Gefahr Sorge um Taiwans Christen
---- Göttingen, den 23. September 2018 ---- Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat das Abkommen zwischen dem Vatikan und China über die Ernennung von Bischöfen kritisiert, da es den Eindruck erwecke, die Volksrepublik respektiere die Religionsfreiheit. "Das Abkommen ist das falsche Signal zur falschen Zeit. Die katholische Kirche willigt in ihre Gleichschaltung in Chinas kommunistisches Regierungssystem ein. Und der Gewinner ist wieder einmal Chinas Regierung, ohne dass Christen ausreichende Garantien für Glaubensfreiheit erhalten", erklärte der GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonntag in Göttingen.
Chinas Regierung hat in den letzten Monaten systematisch den Druck auf Angehörige aller Glaubensgemeinschaften verschärft. Unter dem Deckmantel der "Sinisierung" von Religion wird die freie Ausübung des Glaubens systematisch behindert oder unterbunden. "Statt die Gläubigen in China in ihrer Standhaftigkeit gegen ein Regime zu stärken, das Religion grundsätzlich ablehnt, unterwirft sich der Vatikan den Vorgaben der Kommunistischen Partei und wäscht sie von jedem Verdacht religiöser Verfolgung rein. Viele chinesische Katholiken sind enttäuscht, weil sie darin einen Ausverkauf ihrer Interessen sehen", erklärte Delius.
Der Vatikan hatte gestern eine "vorläufige Einigung" mit Chinas Regierung im Streit um die Ernennung von Bischöfen bekanntgegeben. Seit Jahrzehnten hatte der Streit um die Ernennung von Bischöfen massive Spannungen zwischen dem Vatikan und Chinas Behörden ausgelöst.
Die Menschenrechtler kritisierten, das Abkommen sei viel zu unbestimmt und unklar formuliert, um erneuten Streit zu verhindern. So sei irreführend von einer "vorläufigen" Einigung zu sprechen, da nicht konkret geregelt sei, wann die Effektivität des Abkommens überprüft werde. Mit der vermeintlichen "Vorläufigkeit" wolle man nur Kritiker milde stimmen. Es sei aber nicht realistisch, dass der Vatikan die Einigung in Frage stelle. Auch bleibt unklar, wie mit sieben Bischöfen umgegangen wird, die gegen den Protest des Vatikans von Chinas Behörden ernannt wurden.
"Besonders bitter ist diese Entwicklung für Taiwan, dessen Katholiken sich fragen müssen, ob sie bald vom Vatikan im Stich gelassen werden", sagte Delius. Denn mit der Einigung im Bischofs-Streit rückt der Zeitpunkt näher, dass die Volksrepublik beim Vatikan den Abbruch der diplomatischen Beziehungen zu Taiwan durchsetzen wird. "Wir erwarten deutliche Worte von Papst Franziskus, dass Taiwan nicht der Verlierer dieser Entwicklung wird", sagte Delius.
Ulrich Delius ist zu erreichen unter Tel. 0160/95671403
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