Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Friedensgespräche mit den Taliban in Doha (7.7.): Minderheiten schützen - Kriegsverbrecher bestrafen
GfbV-Forderungen zur Dialogkonferenz in Doha:
- Vergangene Verbrechen müssen aufgeklärt und geahndet werden - Minderheiten wie die Hazara brauchen effektiven Schutz - Frauenrechte sind verlässlich zu garantieren
Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) richtet deutliche Forderungen an die Dialogkonferenz, die am Sonntag in der katarischen Hauptstadt Doha beginnt: "Vergangene Verbrechen müssen aufgeklärt und geahndet werden. Minderheiten wie die Hazara brauchen effektiven Schutz", erklärte GfbV-Direktor Ulrich Delius am Sonnabend in Göttingen. "Afghanistan wird erst Frieden finden, wenn auch Frauen Rechte haben und verwundbare Gruppen ein sicheres Leben führen können."
Die Taliban, die am 7. Juli 2019 mit der von den USA unterstützten Regierung in Kabul verhandeln, seien für zahlreiche Massaker auch an den Hazara verantwortlich. "Die meisten Taliban sind sunnitische Paschtunen, Hazara dagegen persischstämmige Schiiten", erläutert Delius. "Ohne Druck der internationalen Gemeinschaft werden die Taliban ihnen keine Rechte oder Sicherheitsgarantien einräumen." Während ihrer Hochphase in den 90er Jahren hatten sie zudem Frauen aus dem öffentlichen Leben praktisch verbannt. "Ein Abkommen zwischen der USA und den Taliban darf nicht dazu führen, dass wieder mehr als die Hälfte der afghanischen Bevölkerung in permanenter Angst leben muss", mahnt Delius. "Ein solches Abkommen wäre eine Kapitulation vor den Extremisten."
Gewaltakte der Taliban und Übergriffe auf Minderheiten hatten sich in den letzten Wochen wieder gehäuft. Wegen der prekären Sicherheitslage wurden die Präsidentschaftswahlen bereits zweimal verschoben. "Die jüngsten Ereignisse in Afghanistan zeigen, welche glaubwürdigen Schritte für einen Friedensprozess nötig sind. Die internationale Schutzverantwortung für religiöse und ethnische Minderheiten verlangt eine durchsetzungsstarke Strafgerichtsbarkeit für Kriegsverbrecher. Anders kann ein demokratisches und friedliches Afghanistan ohne islamistischen Terrorismus nicht entstehen" betont Ricarda Steinbach, GfbV-Geschäftsführerin für Kommunikation. Ein nachhaltiger Friedensprozess müsse gemäßigte Vertreter der Taliban, aber auch die Nachbarstaaten Afghanistans mit einbeziehen. Kriegsverbrecher müssten Verurteilt und der Schutz von Frauen und Minderheiten verlässlich garantiert werden.
Etwa zehn bis 15 Prozent der derzeit knapp 35 Millionen Afghanen gehören zur Minderheit der schiitischen Hazara. Ihr Siedlungsgebiet liegt im Zentrum des Landes. Seit dem Ende des 19. Jahrhunderts sind sie immer wieder Opfer ethnischer und religiöser Übergriffe.
Sie erreichen Ulrich Delius unter u.delius@gfbv.de oder 0160 95671403.
Sie erreichen Ricarda Steinbach unter r.steinbach@gfbv.de oder 0551 49906 13.
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