Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Ein Jahr Bolsonaro: Verschärfte Menschenrechtslage und katastrophale Umweltbilanz
Ein Jahr Bolsonaro:
- 160 Fälle von Eindringen auf indigene Gebiete - 13.419 Waldbrände in Brasilien - 178 Prozent mehr Alarme wegen illegaler Abholzung
Am 1. Januar 2019 trat Jair Bolsonaro sein Amt als Präsident Brasiliens an. Die brasilianische Zivilgesellschaft hatte früh vor negativen Auswirkungen auf den Amazonas und seine indigenen Bewohner gewarnt. "Die ursprünglichen Befürchtungen haben sich weitgehend bestätigt", resümiert Regina Sonk, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). "Charakteristisch für Bolsonaro ist ein Regieren per Dekret und eine haarsträubende Umwelt- und Klimapolitik zugunsten von Wirtschaftsinteressen." Seine Regierung habe nicht nur 467 Pestizide neu zugelassen. Er habe Indigene und Umweltschützer immer wieder verbal angegriffen und diffamiert. Das habe der ohnehin grassierenden Gewalt in der Region weiteren Auftrieb gegeben.
Schon das vorherige Jahr 2018 war äußerst gefährlich für indigene Umweltschützer in Brasilien. Angaben des Indigenen Missionsrates der katholischen Kirche (CIMI) zufolge wurden 135 Indigene in dem südamerikanischen Land ermordet - 25 mehr als 2017. Die CIMI zählte zudem 109 Fälle von illegalem Eindringen in indigene Territorien, unerlaubtem Ausbeuten von Ressourcen und Sachbeschädigung. "Für 2019 sind noch nicht alle Zahlen veröffentlicht - wahrscheinlich werden sie noch gravierender ausfallen", befürchtet Sonk. "Das Gewaltpotenzial in ressourcenreichen Gebieten ist anhaltend hoch. Zugleich hat Präsident Bolsonaro die Präsenz des Staates deutlich zurückgefahren und eine Kultur der Straflosigkeit etabliert."
Vorläufige Daten der CIMI für 2019 bestätigen diese Befürchtung: In den ersten neun Monaten des ausgehenden Jahres zählte die Organisation bereits 160 Fälle von Eindringen auf indigene Gebiete. "Die Regierung Bolsonaro hat sich konsequent auf die Seite illegaler Holzfäller und Goldsucher gestellt. Diese fühlen sich nun mehr und mehr ermutigt, ausgewiesene Schutzgebiete ohne Rücksicht auf Umwelt und indigene Einwohner auszubeuten", erklärt Sonk. "Auch Sojabauern und Viehzüchter machen Umwelt und Indigenen zu schaffen, denn sie legen immer wieder gezielt Brände, um Regenwaldgebiet für die Landwirtschaft nutzbar zu machen."
Die brasilianische Weltraumbehörde Inpe zählte zwischen Januar und September 2019 zusammen 13.419 Waldbrände in Brasilien - ein Anstieg um 90 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die Behörde erfasst auch illegale Abholzung über ihr satellitengestütztes Real-Time Deforestation Detection System DETER. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gab es in den ersten neun Monaten dieses Jahres 178 Prozent mehr Alarme - allein in indigenen Gebieten im Amazonas.
Sie erreichen Regina Sonk unter r.sonk@gfbv.de oder 0551 49906-23.
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