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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Hagia Sophia wird wieder Moschee: Bundesregierung muss Instrumentalisierung des Islam durch Erdogan entgegentreten

Bundesregierung schweigt zur Hagia Sophia:

  • GfbV fordert endlich deutliche Worte von der Bundesregierung
  • Kaum Kritik an Massenverhaftungen, völkerrechtswidrigen Kriegen oder Provokationen gegen Europa
  • Erdogan zerstöre Brücken des Dialogs zwischen Christen, Muslimen und Juden

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) fordert die deutsche Bundesregierung auf, ihr Schweigen gegenüber Erdogans Politik zu brechen. "Angela Merkel und Heiko Maas müssen endlich deutliche Worte finden und Erdogans Instrumentalisierung des Islam auch in Sachen Hagia Sophia offen kritisieren", erklärte der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido heute in Göttingen. "Wie Donald Trump hat Angela Merkel seit Jahren stets Verständnis für die menschenfeindliche Politik des türkischen Präsidenten gezeigt. Die völkerrechtswidrigen Angriffe auf kurdische, christliche und yezidische Minderheiten in Nordsyrien und im Irak nimmt sie schweigend hin. Seinen Provokationen gegenüber Zypern, Griechenland und Armenien hat sie nie widersprochen. Nicht einmal auf Massenverhaftungen von Oppositionellen, Medienschaffenden oder Künstlern reagiert die Kanzlerin unmissverständlich, auch nicht, wenn sie die deutsche Staatsbürgerschaft haben", kritisiert Sido.

Während sich der türkische Präsident in Syrien, im Irak oder in Libyen sich gerne als Schutzheiliger der Muslime verkaufe, schweige er zur Verfolgung der uigurischen Muslime in China. "Wenn Erdogan sich wirklich für die Muslime einsetzen wollte, die Opfer von Verfolgung und Genoziden sind, hätte er das in China oder Russland tun können. Mit den Machthabern dort macht Erdogan aber lieber Geschäfte, um seine Macht zu festigen", so Sido.

Selbst mehrheitlich muslimische Länder nehmen Erdogans Politik nicht kritiklos hin. Noura Al Kaabi, Ministerin für Kultur und Jugend in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) bezeichnete die Entscheidung, die Hagia Sophia in eine Moschee umzuwandeln, auf Twitter als "realitätsfremd und populistisch". Das Vorgehen werde negative Folgen für alle haben. Die Sophienkirche habe einen universellen Stellenwert für alle Völker und Zivilisationen. Sie müsse für die zukünftigen Generationen gepflegt und bewahrt werden. Dies sei für ein friedliches Zusammenleben und Toleranz von großer Bedeutung.

"Die Türkei ist Gründungsmitglied der NATO und erhält ununterbrochen politische, diplomatische, finanzielle und militärische Hilfen vom Westen. Ausgerechnet dieses Land zerstört jetzt die Brücken des Dialogs zwischen Christen, Muslimen und Juden. Viele Menschen, die sich jahrzehntelang für Frieden zwischen den Religionen engagiert haben, reagieren mit Schmerz und Trauer auf Erdogans Vorgehen und Angela Merkels Schweigen im Fall der Hagia Sophia", kommentiert Sido.

Erdogans forcierte Islamisierung lasse auch die etwa 20 Millionen Angehörigen der alevitischen Volksgruppe in der Türkei regelrecht erzittern. Viele von ihnen betrachten sich als Muslime, lehnen den islamischen Gesetzeskodex Scharia aber strikt ab. Auch die fünf Säulen des Islam spielen für sie keine Rolle. Die Islamisierungspolitik der Regierung könnte auch für das freie alevitische Leben in der Türkei das Aus bedeuten.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

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