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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Gewalt in Brasilien: Angriff auf Siedlung versetzt Indigene in Angst und Schrecken

Bewaffneter Angriff auf indigene Siedlung in Brasilien:

  • Eindringlinge bis ins Dorf Piaraçu in São José do Xingu vorgedrungen
  • 29 Schüsse in 20 Minuten abgefeuert
  • Seit Anfang des Jahres mindestens zehn Indigene ermordet

Am vergangenen Montag, den 24. August, wurde die Indigene Gemeinde Piaraçu in São José do Xingu von Bewaffneten angegriffen. Die Eindringlinge zerstörten die Barriere, die zur Aufrechterhaltung der sozialen Isolation und zum Schutz von 2.423 Mebêngokrê Kayapó vor dem Coronavirus errichtet worden war und drangen in das indigene Gebiet Capoto/Jarina ein. Der Angriff dauerte etwa 20 Minuten, in denen 29 Schüsse abgefeuert wurden.

"Sie konnten bis zum Dorf Piaraçu vordringen, wo sie die Menschen in Angst und Schrecken versetzt haben", berichtet Juliana Miyazaki, Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker. "Nur durch Glück wurde niemand verletzt." Lokale Anführer hätten den Vorfall bei der Polizei gemeldet, die derzeit ermittelt. "Die Zivilpolizei von Mato Grosso vermutet, dass hinter dem Angriff lokale Großgrundbesitzer stecken. Die Barrieren der Indigenen sind ihnen ein Dorn im Auge, weil sie den Zugang zum Xingu-Fluss und zu den Autobahnen verhindern", so Miyazaki. "Darüber werden Soja, Mais und Baumwolle vom meist illegal entwaldeten Farmland in die Städte transportiert."

Die Barriere wurde am 22. März installiert, etwa fünf Kilometer vom indigenen Land Capoto/Jarina entfernt. Sie verhindert den Zugang von Autos und Lastwagen über den Xingu-Fluss, der in der Region als Verlängerung der Autobahn MT-322 fungiert. In der Gemeinde Piaraçu lebt auch Cacique Raoni Metuktire, ein weltbekannter Verteidiger des Amazonasgebietes und seiner indigenen Völker. Die Zugangsbarrieren errichten die Indigenen selbst, ohne Unterstützung der Regierung. Sie sollen die Zirkulation des Virus in den Territorien unterbinden. Nach Angaben des Nationalen Komitees für indigenes Leben und Gedenken, wurden bis zum 28. August unter 156 brasilianischen indigenen Völkern bereits 739 Tote und 28.471 mit Covid-19 Infizierte registriert.

"Brasilien erlebt eine ständige Zunahme der Gewalt gegen Indigene, die von Agrobusiness, Bergbau und Holzindustrie ausgeht. Während der Pandemie haben sich die Spannungen noch verschärft", erklärt Miyazaki. Erst Anfang August wurde Kwaxipuru Ka'apor im Alto Turiaçu-Territorium ermordet, wo die Ka'apor und die Awá-guajá-Indigenen leben. Dort gab es immer wieder Invasionen. In derselben Woche wurde Josimar Moraes Lopes von den Munduruku Konflikt mit der örtlichen Polizei ermordet. Die Munduruku hatten illegalen Fischfang angeprangert. In der zweiten Augustwoche wurde Jecson Ortiz Benitez, Guarani-Kaiowá, von einer lokalen kriminellen Gruppe getötet. Der Fall wird noch immer untersucht. Ende Juni töteten Goldgräber Original Yanomami und Marcos Arokona, zwei Yanomami. Die Indigenen hatten ihren geheimen Hubschrauberlandeplatz entdeckt. Mitte April wurde Ari Uru-Eu-Wau-Wau ermordet, der sein Volk vor Invasionen schützte. Im März wurde Zezico Guajajara das fünfte Mordopfer seines Volkes seit Oktober letzten Jahres. Er hatte das das Guajajara-Gebiet gegen Eindringlinge bewacht. Anfang des Jahres wurden in Coari drei Angehörige des indigenen Volkes der Miranha ermordet. Damit starben seit Anfang des Jahres mindestens zehn Indigene durch Gewalt, sieben von ihnen seit Beginn der Pandemie.

Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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