Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
NGOs überreichen Appell an brasilianische Botschaft: Illegale Abholzung des Amazonas stoppen
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NGOs appellieren an Brasilien:
- Illegale Abholzung des Amazonas stoppen
- Pro Stunde eine Fläche von über 120 Fußballfeldern abgeholzt
- Kein Freihandelsabkommen ohne Indigenenrechte und Umweltschutz
Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen wurde so viel brasilianischer Amazonas-Regenwald zerstört wie im ersten Halbjahr 2020. Nun appelliert die brasilianische Indigenen-Dachorganisation APIB (Articulação dos Povos Indígenas do Brasil) gemeinsam mit der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sowie weiteren Organisationen an die brasilianische Regierung, langfristige Maßnahmen zum Schutz des Amazonas und der Rechte der Indigenen zu ergreife0n.
"Die brasilianische Regierung soll wissen: Die Welt schaut hin - die Zerstörung des Amazonas ist uns nicht gleichgültig", sagt Julia Büsser, Kampagnenleiterin bei der GfbV Schweiz. Um dies sichtbar zu machen, hat die GfbV heute Morgen der brasilianischen Botschaft einen Appell und ein großes Foto des Regenwaldes überreicht. Das Bild besteht aus unzähligen Fotos jener Personen, die in den letzten Wochen an der Social Media-Aktion #HandsOffTheAmazon teilgenommen und ihr Foto mit einem Baum gepostet haben.
"Noch nie seit Beginn der Aufzeichnungen wurde so viel brasilianischer Amazonas-Regenwald zerstört wie im ersten Halbjahr 2020", sagt Julia Büsser. Alleine diesen Sommer wurde pro Stunde eine Fläche von über 120 Fußballfeldern abgeholzt. Die Brände wie auch die Abholzung gingen diesen Sommer auch ungehindert weiter, nachdem der brasilianische Präsident Jair Bolsonaro im Juli ein Dekret erlassen hatte, um die Brände während vier Monaten zu stoppen. In ihrem Appell richten die APIB, GfbV und weitere Organisationen folgende Forderungen an die brasilianische Regierung:
- Die brasilianische Regierung muss konkrete Meilensteine festlegen zur langfristigen Bekämpfung der illegalen Abholzung des Amazonas und zum Schutz der Rechte indigener Gemeinschaften.
- Die Territorien der Indigenen müssen mittels Demarkierung geschützt werden, wie in der brasilianischen Verfassung vorgeschrieben.
- Die brasilianischen Umweltbehörden müssen gestärkt werden.
- Die Herkunft von Produkten wie Rindfleisch, Soja, Holz und Mineralien muss rückverfolgt werden können, um sicherzustellen, dass sie nicht aus illegal abgeholzten Gebieten stammen.
Unter Präsident Bolsonaro nahm die Zerstörung des Regenwaldes wegen Bränden und Abholzung dramatisch zu: So stieg die Abholzung zwischen August 2018 und Juli 2019 im Vergleich zu derselben Periode ein Jahr zuvor um 34,4 Prozent. Und von August 2019 bis Juli 2020 wurden nochmals 34,6 Prozent mehr abgeholzt als während den gleichen Monaten im Vorjahr. Durch die Brände kommt nicht nur der Amazonas-Regenwald unter Druck: Auch das Sumpfgebiet Pantanal brennt wie noch nie.
Besonders betroffen von der Zerstörung sind die indigenen Gemeinschaften im Amazonas: Ihr Lebensraum verschwindet. Das Holz wird illegal gerodet und das Gebiet danach für Viehzucht, Getreidefelder oder Bergbau abgebrannt. Die weltweite Nachfrage nach Palmöl, Fleisch, Gold und Futtermittel unterstützt diese Entwicklung. Darum fordern die GfbV und ihre Partner die internationale Gemeinschaft dazu auf, politischen und wirtschaftlichen Druck auf Brasilien ausüben, um die massive Umweltzerstörung und die Verletzungen der Rechte Indigener zu stoppen. Ein Freihandelsabkommen mit Brasilien ist nur dann tragbar, wenn Indigenenrechte und der Schutz der Umwelt konkret und mit strengen Bedingungen im Nachhaltigkeitskapitel verankert sind.
Eine Kopie des Appells auf Englisch und Portugiesisch hängt dieser Mitteilung an.
Sie erreichen Julia Büsser unter julia.buesser@gfbv.ch oder +41 31/93900 13.
Sie erreichen Juliana Miyazaki unter j.miyazaki@gfbv.de oder 0551/49906-23.
Gesellschaft für bedrohte Völker Postfach 2024 D-37010 Göttingen Tel.: +49 551 499 06-21 Fax: +49 551 580 28 E-Mail: info@gfbv.de www.gfbv.de Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat