Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Erneute Pestizid-Klage gegen Bayer: Große Dunkelziffer in Brasilien
Erneute Pestizid-Klage gegen Bayer:
- Glyphosat soll für die Krebserkrankung eines Kindes in den USA verantwortlich sein
- Ackergifte aus Leverkusen in Brasilien noch weiter verbreitet
- Indigene dort haben kaum Zugang zum Rechtssystem und können sich nicht auf diesem Wege wehren
Der Leverkusener Chemie-Konzern Bayer wird in den USA erneut verklagt, weil das ehemalige Monsanto-Produkt Glyphosat für die Krebserkrankung eines Kindes verantwortlich sein soll. „Erkrankungen wie diese, bei denen Bayer-Pestizide eine Rolle zu spielen scheinen, gibt es überall auf der Welt. Nur ist es andernorts schwerer, daraufhin zu klagen“, erklärt Referentin für indigene Völker bei der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). „In Brasilien sind die Ackergifte aus Leverkusen noch weiter verbreitet. Vor allem die indigene Bevölkerung des Landes bekommt die Pestizide ab, ohne sie selbst zu verwenden. Gleichzeitig haben Indigene kaum Zugang zum Rechtssystem und können sich nicht auf diesem Wege wehren.“ Das Problem müsse auch außerhalb der USA mehr Beachtung finden.
Industrielle Landwirtschaft sei ohne Pestizide nicht denkbar, dabei aber eine ständige Gefahr für Mensch und Umwelt: „Auf riesigen Anbaugebieten werden Tonnen von Pestiziden per Flugzeug ausgetragen. Menschen leben in unmittelbarer Nähe und können sich nicht effektiv vor dieser ständigen Besprühung schützen“, berichtet Sonk. „Besonders für Kinder und Ältere sind Glyphosat und andere Pestizide eine massive gesundheitliche Bedrohung.“ Wie viele Menschen jedes Jahr aufgrund der Pestizide erkranken oder sterben ist schwer einzuschätzen. Besonders in ländlichen Regionen im globalen Süden ist eine große Dunkelziffer zu vermuten.
Im vorliegenden Fall war 2016 bei einem damals Vierjährigen das sogenannte Burkitt-Lymphom diagnostiziert worden, eine seltene und besonders aggressive Krebsart. Die Mutter des Kindes hatte das Glyphosat-Produkt Roundup im heimischen Garten verwendet und betrachtet es als „wesentlichen Faktor“ in der Erkrankung. Weiter heißt es in der Anklageschrift, verschleiere Bayer seit Jahren die Gefahr, die von seinen Produkten ausginge. Die Bayer AG sieht sich in den USA einer Welle von über 120.000 Klagen gegenüber. Der Versuch eines Vergleichs, in dem der Konzern rund 11 Milliarden US-Dollar Schadensersatz versprach, scheiterte. Für das Bundesberufungsgericht in San Francisco war dieser Lösungsvorschlag unzureichend. Bayer will nun prüfen, ob Glyphosat-Produkte wie Roundup für Privatkunden geeignet seien. Für professionelle landwirtschaftliche Nutzer solle es weiter verfügbar sein.
„Der Leverkusener Konzern exportiert mit seinen Pestiziden großes Leid. Gerade für hochschädliche Pestizide, die in der EU nicht verwendet werden dürfen, braucht es einen unbedingten Exportstopp. Hier sind die Behörden in Brüssel in der Pflicht“, so Sonk.
Sie erreichen Regina Sonk unter r.sonk@gfbv.de oder 0551/49906-31.
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