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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Verdrängung der kurdischen Bevölkerung: Katar finanziert türkischen Siedlungsbau in Afrin

Verdrängung der kurdischen Bevölkerung Afrins:

  • Katar unterstützt ethnische Säuberung durch Siedlungsbau
  • Zerstörte Kleinstadt Dschindires soll ‚Madinat Al Karama‘ weichen
  • Tausende weitere arabische und turkmenische Familien in Afrin angesiedelt

Das Golfemirat Katar will die ethnische Säuberung der nordsyrischen kurdischen Region Afrin durch die Türkei unterstützen, wie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) berichtet: „Vor wenigen Tagen besuchte der katarische Botschafter in der Türkei Dschindires, etwa 20 Kilometer südwestlich von Afrin-City. Er kündigte an, an der Stelle von der vom Erdbeben zerstörten Kleinstadt eine neue Stadt mit dem Namen ‚Madinat Al Karama‘ zu errichten“, berichtete der GfbV-Nahostexperte Dr. Kamal Sido heute in Göttingen. „Für die lokale kurdische Bevölkerung sind diese Baupläne eine Katastrophe. Einige sprechen bereits von einem Genozid an der kurdischen Bevölkerung Afrins.“ Unter dem Deckmantel humanitärer Hilfe würden tausende weitere arabische und turkmenische Familien in Afrin angesiedelt. Da die Türkei Afrin vollständig militärisch kontrolliere und keine unabhängigen Beobachter und Medien in die Region lasse, könne sie die ethnische Säuberung noch schneller vorantreiben. Um Afrin kurdenfrei zu machen, hatte die Türkei bereits vor dem Erdbeben 100 neue Siedlungen gebaut, ebenfalls mit finanzieller Hilfe aus Katar. Beide Staaten unterstützen den radikalen sunnitischen Islam.

Der katarische Diplomat soll über den Grenzübergang Hamam (Hatayhamami) eingereist sein. „Für humanitäre Lieferungen ist dieser Grenzübergang auch zwei Wochen nach dem Beben noch geschlossen“, berichtet Sido. „Nur Angehörige der türkischen Besatzungsmacht, Waffen und Munition dürfen passieren, nicht aber Hilfsgüter für die notleidende kurdische Bevölkerung.“

Bereits vor dem Erdbeben wurden mindestens 300.000 Kurden vertrieben und Hunderttausende Araber und Turkmenen in Afrin angesiedelt. Dadurch sank der kurdische Anteil an der Bevölkerung von 97 auf unter 35 Prozent. Mindestens 1.000 Menschen in Dschindires starben durch das Erdbeben, Tausende wurden verletzt. Etwa 5.000 Familien sollen obdachlos geworden sein. Zuletzt lebten rund 30.000 Menschen in Dschindires. In ganz Syrien starben nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte bisher 8.467 Menschen durch das Erdbeben.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
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