Alle Storys
Folgen
Keine Story von Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV) mehr verpassen.

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Kobane-Prozess gegen Selahattin Demirtaş: Vorschläge für friedliche Lösung der kurdischen Frage

Kobane-Prozess gegen Selahattin Demirtaş:

  • Ehemaliger HDP-Ko-Vorsitzender steht seit dieser Woche in Ankara vor Gericht
  • Hat in Plädoyer konkrete Schritte zur Lösung der kurdischen Frage vorgeschlagen
  • Als ersten Schritt fordert er ein Ende des bewaffneten Kampfes zwischen türkischer Armee und PKK

Der ehemalige Ko-Vorsitzende der HDP-Partei Selahattin Demirtaş, der seit dieser Woche im sogenannten Kobane-Prozess vor einem Strafgericht in Ankara steht, hat in seiner Verteidigungsrede konkrete Schritte vorgeschlagen, um die kurdische Frage in der Türkei friedlich zu lösen. „Leider haben Politik und Medien in Deutschland diesen Prozess und den ‚Friedensplan‘ kaum zur Kenntnis genommen“, berichtete Dr. Kamal Sido, Nahostexperte der Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) heute in Göttingen. Demirtaş schlug sieben Schritte vor, um den seit der Gründung der Republik Türkei vor über 100 Jahren andauernden Konflikt und die damit verbundenen Kriege, Vertreibungen, Fluchtbewegungen, Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen durch Verhandlungen beizulegen. Als ersten Schritt fordert der seit 2016 inhaftierte 51-Jährige ein Ende des „bewaffneten Kampfes“ zwischen der türkischen Armee und der kurdischen PKK.

Damit beide Seiten wieder miteinander reden können, müssten „alle rechtlichen und administrativen Hindernisse für eine demokratische Politik“ in der Türkei beseitigt werden. Das Recht auf friedlichen Protest, auf Streiks, auf Selbstorganisation, sowie auf freie Meinungsäußerung müsse garantiert und mit europäischen und universellen Standards in Einklang gebracht werden. Die dritte Forderung betrifft den Ort, an dem Vorschläge und politische Debatten zur Lösung der Kurdistanfrage stattfinden. Dieser Ort, so Demirtaş, sei das Parlament, die „Große Nationalversammlung der Türkei“. Dafür brauche das Land eine neue zivile und freiheitlich-demokratische Verfassung.

Diese neue Verfassung soll die Kurden „als Volk anerkennen, den freien Gebrauch ihrer Muttersprache in allen Bereichen, die Bewahrung und Entwicklung ihrer Geschichte und Kultur, ihre Selbstorganisation mit eigener Identität und das Recht auf Selbstverwaltung gewährleisten.“ Weiterhin müssten Verbrechen der Vergangenheit untersucht werden und eine kritische Aufarbeitung der Geschichte des Landes beginnen. Schließlich müssten die zehntausenden aus politischen Gründen Inhaftierten freikommen.

„Die türkische Führung wird auf keinen einzigen der Vorschläge von Demirtas eingehen. Denn diese Vorschläge haben kurdische Politiker immer wieder gemacht. Die friedliche Lösung der kurdischen Frage scheitert nicht an der mangelnden Kompromissbereitschaft der Kurden. Vielmehr beharrt der türkische Staat darauf, diese Frage mit Krieg, Gewalt, Vertreibung, Zwangsassimilation, Strafverfahren und Gefängnissen zu lösen“, erklärt Sido.

Der „Kobane-Prozess“ befasst sich mit den Ereignissen um die syrisch-kurdische Grenzstadt Kobane, die 2014/15 vom IS belagert wurde. Damals hinderte das türkische Militär Kurden aus der Türkei daran, ihren Verwandten auf der anderen Seite der Grenze zu Hilfe zu kommen. Dagegen rief Demirtaş damals zu Protestaktionen auf.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024
D-37010 Göttingen
Tel.: +49 551 499 06-21
Fax: +49 551 580 28
E-Mail:  info@gfbv.de
www.gfbv.de
Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
  • 19.12.2023 – 08:01

    Unterdrückung der mongolischen Sprache und Kultur: Bei Chinas UPR-Verfahren Klartext reden

    Unterdrückung der mongolischen Sprache und Kultur: - Bundesregierung muss bei Chinas UPR-Verfahren Klartext reden - Darf Zerstörung der mongolischen Sprache nicht hinnehmen - Xi Jinping will diese wie Tibetisch, Uigurisch und Kasachisch verdrängen Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) hat Bundesaußenministerin Annalena Baerbock aufgefordert, beim ...

  • 15.12.2023 – 09:30

    EU-Parlament verurteilt Maasai-Vertreibungen: Deutliches Plädoyer für indigene Rechte

    EU-Parlament verurteilt Maasai-Vertreibungen: - Maasai-Aktivist begrüßt deutliches Plädoyer für indigene Rechte - Parlament betont Bedeutung indigener Völker der Biodiversität - Bundesrepublik muss diese Haltung übernehmen nehmen und Gelder zurückhalten, bis Menschenrechte der Maasai garantiert sind Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) begrüßt die ...