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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Menschenrechts- und Umweltbedenken: Konrad-Adenauer-Stiftung Peru soll Auszeichnung für Palmölunternehmen zurücknehmen

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) zeigt sich tief besorgt über die Verleihung des „Cátedra Konrad Adenauer USIL 2024“-Preises an die peruanische Unternehmensgruppe Ocho Sur und fordert eine Aberkennung der Auszeichnung. Ocho Sur steht seit Jahren im Fokus schwerwiegender Kritik, da das Palmölunternehmen im peruanischen Amazonasgebiet in der Region Ucayali massiv gegen indigene Rechte und Umweltschutzstandards verstoßen haben soll.

„Es ist unverständlich, wie ein Unternehmen, gegen das es solch schwerwiegende Vorwürfe gibt, für die Förderung demokratischer Werte und Ethik ausgezeichnet werden kann. Die Verantwortlichen der Konrad-Adenauer-Stiftung Peru und der Universidad San Ignacio de Loyola sollten ein Zeichen setzen und Ocho Sur den Preis wieder aberkennen“, fordert Jan Königshausen, Referent für Indigene Völker bei der GfbV. „Statt Unternehmen zu ehren, die indigene Rechte verletzen und Ökosysteme zerstören, sollten jene ausgezeichnet werden, die sich aktiv für den Schutz von Menschenrechten, Umwelt und Demokratie einsetzen. Wir appellieren an die Konrad-Adenauer-Stiftung in Berlin, auf ihre Niederlassung in Peru diesbezüglich einzuwirken und eine Rücknahme des Preises zu fordern.“

Ocho Sur agiert auf unrechtmäßig enteigneten Territorien des Indigenen Volkes der Shipibo. Die peruanische NRO Proética dokumentierte bereits 2016 mit Unterstützung des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz die Abholzung auf Territorien der indigenen Gemeinde Santa Clara de Uchunya, auf denen Ocho Sur nun tätig ist. Trotz wiederholter Klagen der betroffenen Gemeinde hat das Unternehmen bislang keine Entschädigungen geleistet. „Die Gemeinde musste 2020 aufgrund von Bedrohungen und Angriffen sogar unter den Schutz der Interamerikanischen Menschenrechtskommission (IACHR) gestellt werden“, sagt Königshausen.

Die Präsenz von Ocho Sur hat die indigene Gemeinschaft tief gespalten. Während einige Anführer die Zusammenarbeit mit dem Unternehmen befürworten, berichten andere von Enteignungen und der Zerstörung ihrer Lebensgrundlagen. Diese Spannungen führten zu mehrfachen Führungswechseln und einer Destabilisierung der Gemeinschaftsstruktur. „Diese Strategie, lokale indigene Strukturen gezielt zu destabilisieren und zu schwächen, ist leider ein verbreitetes und erfolgreiches Muster der Agroindustrie in Lateinamerika“, so Königshausen. Menschenrechtsverteidiger, die die Vorfälle publik machten, wurden bedroht und schikaniert.

Die GfbV unterstützt die Initiative der Informationsstelle Peru e.V., die zusammen mit dem Freundeskreis Peru Amazonico e.V. und Ecoselva e.V. einen offenen Brief an die Verantwortlichen der Preisverleihung gerichtet hat. In dem Brief fordern die Organisationen die Konrad-Adenauer-Stiftung zu einem Dialog über die Auswahlkriterien der Preisverleihung auf und machen die schwerwiegenden Vorwürfe gegen Ocho Sur öffentlich.

Sie erreichen Jan Königshausen unter j.koenigshausen@gfbv.de oder 0551/49906-14.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
Sarah Neumeyer
Postfach 2024
D-37010 Göttingen
Tel.:  +49 551 499 06-21
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