Alle Storys
Folgen
Keine Story von Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV) mehr verpassen.

Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

Massaker an Alawiten: Hinweise auf Völkermord in Syrien

Die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) sieht Hinweise auf einen Völkermord an der alawitischen Minderheit in Syrien und fordert die Bundesregierung zu sofortigem Handeln auf.

„Unter dem Vorwand, Anhänger des alten Assad-Regimes zu verhaften, werden von den neuen islamistischen Machthabern in Syrien Razzien durchgeführt, bei denen Angehörige der alawitischen Minderheit gezielt festgenommen und öffentlich hingerichtet werden. Vor allem Frauen und Kinder sind Opfer dieser Hinrichtungen. Das Ziel dieser Angriffe ist die Auslöschung der alawitischen Gemeinschaft“, erklärte der GfbV-Nahostreferent Dr. Kamal Sido heute in Göttingen.

„Wir appellieren erneut an die Bundesregierung und die demokratischen Parteien in Deutschland, sich für ein Ende der Gewalt an der syrischen Mittelmeerküste einzusetzen und alles dafür zu tun, um einen Völkermord an der alawitischen Gemeinschaft zu verhindern. Die Bundesregierung muss sich sofort für eine mit internationalen Experten für Genozidverbrechen besetzte Untersuchungskommission auf UN-Ebene einsetzen, da wir der syrischen Untersuchungskommission nicht vertrauen können“, fordert die Gesellschaft für bedrohte Völker.

Die in Großbritannien ansässige GfbV-Partnerorganisation Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte (SOHR) spricht von mehr als 1400 Toten an der syrischen Mittelmeerküste. Demnach wurden seit dem 6. März mindestens 973 Zivilisten getötet. Die meisten Opfer sind alawitische Zivilisten, Frauen und Kinder. „Mich erreichen verzweifelte Anrufe von Alawiten aus Syrien, die berichten, dass ganze Familien ausgelöscht wurden. Es zirkulieren Videos der Hinrichtungen, die grausame Szenen zeigen“, berichtet der Nahostreferent.

„Die Verbrechen des arabischen Baath-Regimes unter Baschar al-Assad und seinem Vater Hafiz al-Assad werden nun als Rechtfertigung für einen neuen Genozid genutzt. Beide identifizierten sich nicht vorrangig als Alawiten, sondern als Muslime, die in sunnitischen Moscheen hinter sunnitischen Imamen beteten“, sagt der in Nordsyrien geborene Historiker. „Die Massaker der letzten Tage reihen sich in eine Serie von Massakern ein, die im Laufe der Geschichte von sunnitischen Islamisten an Alawiten verübt wurden. Die Hetze gegen die Alawiten, die zu Beginn der Syrienkrise begann, schlägt jetzt in massive Gewalt gegen die alawitische Bevölkerung um. Ziel der Massaker ist die Auslöschung der alawitischen Gemeinschaft“, erklärt Sido.

Wie bei jedem Völkermord ist das Muster das gleiche. Eine Gruppe wird als Opfer klassifiziert, entmenschlicht und ihre Vernichtung wird geplant. In Syrien werden alle Alawiten als Assad-Anhänger dargestellt und es werden Verschwörungstheorien verbreitet, die zu einer Polarisierung der Gesellschaft beitragen. Führende syrische islamistische Politiker erklärten in den Sozialen Medien, Alawiten, Kurden und Drusen in Syrien könnten sich mit den Juden und Israel verbünden. Deshalb seien sie eine Gefahr nicht nur für den sunnitischen Staat in Syrien, sondern auch für die Türkei, wo 40 Millionen Alawiten/Aleviten und Kurden lebten, so die Behauptung.

„Wir fordern sowohl die deutsche Politik als auch die Medien auf, den Islamismus als Gefahr für Minderheiten und Frauen nicht zu verharmlosen – weder in Syrien noch in Afghanistan oder der Türkei. Solche Verharmlosungen wurden in der Geschichte oft bitter bezahlt“, so der Menschenrechtler Dr. Kamal Sido.

Auch Vertreter der alevitischen Verbände in Deutschland sprechen von einem Völkermord an Angehörigen ihrer Glaubensgemeinschaft in Syrien. Dabei geben sie dem türkischen Machthaber Recep Tayyip Erdoğan und dem Emir von Katar, beide sunnitische Islamisten und Fürsprecher der neuen sunnitisch-islamistischen Machthaber in Syrien, die Mitschuld.

Sie erreichen Dr. Kamal Sido unter k.sido@gfbv.de oder 0173/6733980.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Pressereferat
Sarah Neumeyer
Postfach 2024
D-37010 Göttingen
Tel.:  +49 551 499 06-21
Fax:  +49 551 580 28
E-Mail:  presse@gfbv.de
 www.gfbv.de
Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)
Weitere Storys: Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)