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Gesellschaft für bedrohte Völker e.V. (GfbV)

In Syrien entführte Bischöfe Verbrechen rückhaltlos aufarbeiten, Verfolgung von Minderheiten stoppen

Zu Ostern erinnert die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV) an die Entführung des Erzbischofs der syrisch-orthodoxen Kirche, Mor Gregorius Yohanna Ibrahim, und des Erzbischofs der griechisch-orthodoxen Kirche, Boulos Yazigi, vor zwölf Jahren. „Die Verschleppung der beiden Bischöfe der nordsyrischen Metropole Aleppo steht exemplarisch für die Situation der christlichen Gemeinden und anderer Religionsgemeinschaften in Syrien. Die deutsche Bundesregierung, aber auch die großen Kirchen in Deutschland dürfen die Lage dieser Minderheiten nicht aus den Augen verlieren“, forderte Sarah Reinke, Leiterin der Menschenrechtsarbeit bei der GfbV, am heutigen Mittwoch in Göttingen.

Die beiden christlichen Würdenträger wurden am 22. April 2013 direkt an der syrisch-türkischen Grenze entführt. Bis heute hat sich niemand zu dem Verbrechen bekannt. Auf Initiative der GfbV hatte sich Bundespräsident a.D. Christian Wulff bei der türkischen Regierung erkundigt. Auch er bekam keine Informationen, obwohl die türkische Regierung unter dem Präsidenten Recep Tayyip Erdogan hinter fast allen sunnitisch-islamistischen Milizen in Syrien steht.

Nach dem Sturz der brutalen Assad-Diktatur Ende 2024 wurden in Syrien viele Gefängnisse geschlossen und einige Häftlinge freigelassen, die die Folterkammern des Regimes überlebt hatten. „Die Aufarbeitung aller Verbrechen der Assad-Zeit gehört zu den wichtigsten Aufgaben der syrischen Gesellschaft, aber auch der internationalen Gemeinschaft. Es darf keine Straflosigkeit für Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit geben“, bekräftigte Reinke.

Das Gebiet, in dem die Bischöfe entführt wurden, stand damals teilweise unter Kontrolle der heutigen islamistischen Machthaber. Angehörige anderer religiöser Minderheiten, besonders Alawiten, sind heute einer brutalen Verfolgung durch diese Islamisten ausgesetzt. Die beiden Bischöfe galten als Vermittler und Botschafter für Menschenrechte im syrischen Bürgerkrieg. Dafür wurden sie 2014 auf Vorschlag der GfbV in Abwesenheit mit dem Weimarer Menschenrechtspreis ausgezeichnet.

Die Sorgen der Christen, Alawiten, Drusen, Yeziden, und auch innerhalb der größten Minderheit des Landes, der Kurden, können nur durch einem inklusiven Demokratisierungsprozess gelindert werden: „Die Islamisten müssen ihre Pläne aufgeben, aus Syrien einen islamischen Gottesstaat zu machen. Solange die Minderheiten und auch die Frauen in Syrien vom politischen Prozess ausgeschlossen bleiben, wird sich Syrien nicht stabilisieren“, so Reinke. „Die neuen Machthaber in Damaskus geben sich nach außen moderat, nach innen gehen sie aber brutal gegen Minderheiten vor und schließen sie faktisch vom politischen Prozess aus.“

Sie erreichen Sarah Reinke unter s.reinke@gfbv.de oder 0551/49906-13.

Gesellschaft für bedrohte Völker
Postfach 2024
D-37010 Göttingen
Tel.: +49 551 499 06-21
Fax: +49 551 580 28
E-Mail:  info@gfbv.de
www.gfbv.de
Menschenrechtsorganisation mit beratendem Status bei den UN und mitwirkendem Status beim Europarat
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