Gesine Schwan: "Viele Männer haben Probleme mit starken Frauen" - Exklusives Fotoshooting in FRAU IM SPIEGEL
München (ots)
Ihre Stärke hat Gesine Schwan (65) in den Jahren des Alleinseins häufig als Handicap erlebt. "Viele Männer haben Probleme mit allein denkenden Frauen", sagt sie gegenüber der Peoplezeitschrift FRAU IM SPIEGEL, die die SPD-Kandidatin für das Bundespräsidentenamt in einer exklusiven Fotoproduktion von einer ganz neuen Seite zeigt (ab 13.8. am Kiosk). Ihr zweiter Mann, Peter, habe daran allerdings "eine große Freude". Es mache auch keinen Sinn, sich bei der Suche nach einem Partner zu verstellen. "Daher hatte ich gar nicht mehr mit einer neuen Liebe gerechnet", gesteht die Professorin. Auf die Frage, ob mächtige Frauen mit der Zeit männlicher werden, entgegnet sie, dass die Versuchung sehr groß sei, "weil diese Frauen meist von Männern umgeben sind und oft meinen, deren Spielregeln übernehmen zu müssen, um anerkannt zu sein."
Ihren Kleidergeschmack beschreibt Gesine Schwan als "eher klassisch". Und: Sie trägt auch Second Hand-Ware. "Seit über 20 Jahren bin ich Kundin einer kleinen Boutique in Berlin-Zehlendorf, die gebrauchte Designerkleidung verkauft. Dort bin ich Stammkunde", verrät sie FRAU IM SPIEGEL. "Neu wollte ich mir diese Marken nicht leisten, obwohl ich festgestellt habe, dass sich qualitativ gute Kleider rechnen. Ich kann sie zehn Jahre und länger tragen." Sie folge nicht der aktuellen Mode, dafür habe sie auch gar keine Zeit." Einen Teil ihrer inneren Ruhe verdanke sie der Tatsache, "dass ich auf andere Leute nicht unangenehm oder abstoßend wirke". Von daher möchte sie "schon gut und gepflegt aussehen", hält sich aber mit Schminke zurück. "Was meiner Haut sehr gut tut", wie sie findet.
In der Erziehung ihrer Tochter und ihres Sohns war es Schwans oberstes Gebot, "Geborgenheit und Sicherheit zu vermitteln. Ihnen deutlich zu machen, dass ich sie liebe - jenseits von dem, was sie leisten oder machen". Die zwei haben bis zum Tod ihres ersten Mannes die klassische Rollenverteilung erlebt. "Auch wenn er mich unterstützte, lag letztendlich die Verantwortung für Haushalt, Familie und Erziehung in meinen Händen", erinnert sich die 65-Jährige, die sich damals auch entscheiden musste, ihrem Mann entweder die Wahrheit über den Stand seiner Krankheit zu sagen, oder zu schweigen und alleine klar zu kommen. "Ich habe geschwiegen und lange Zeit mit einer Lüge gelebt." Sie sei täglich eine Stunde in den Wald gegangen, "weil mich meine Schuldgefühle fast zerrissen hätten". Hilfe fand Schwan durch eine Psychoanalyse, die sie von ihrer Zerrissenheit befreite. "Dabei hat sich auch gezeigt, dass meine Schuldgefühle schon viel älter waren. Zu suchen in Selbstüberforderungen und dem nicht Wahrnehmen wollen, dass Menschen, die mir lieb und teuer waren, mir auch weh taten."
Heute passe sie besser auf, ob sie an einer Stelle zu kurz komme. "Ich gelte zwar äußerlich als streitbar, bin aber persönlich sehr harmoniebedürftig. Deshalb habe ich immer viel in mich hinein gefressen." Inzwischen hat die Power-Frau gelernt, "dass persönliches Einvernehmen auch mit Streit einhergehen kann, da man seinen eigenen Standpunkt behaupten muss, um langfristig die Partnerschaftlichkeit zu sichern".
Ihre Aussichten, die Bundespräsidenten-Wahl zu gewinnen, bezeichnet Gesine Schwan als "nicht schlecht". Ob sie einen "Plan B" für den Fall der erneuten Niederlage hat? - "Damit rechne ich im Moment nicht und darüber will ich auch nicht nachdenken."
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