Forum Moderne Landwirtschaft e.V.
Welche Eier ins Osternest?
Bonn (ots)
Ostern steht vor der Tür und im Lebensmittelhandel und auf den direktvermarktenden Bauernhöfen "brummt" das Geschäft mit weißen, braunen oder bereits gefärbten Eiern, die in jedes Osternest und auf jeden Frühstückstisch gehören. Die Verbraucher greifen beim Einkauf häufiger zum Ei aus Boden-, Freiland- und Volierenhaltung und lassen Eier aus Käfighaltung links liegen. Ist dies berechtigt?
Spätestens seit der von Verbraucherministerin Künast propagierten Agrarwende und der damit einhergehenden öffentlichen Diskussion um Tierschutz und Käfighaltung ist das Interesse an Qualität und Herkunft des beliebten Nahrungsmittels stark gewachsen. Das verwundert kaum - schließlich verzehren Bundesbürger im Schnitt gut 220 Eier pro Jahr, hart- oder weichgekocht, in Nudeln oder in Backwaren. Neue Zahlen belegen, dass der Absatz von verpackten Eiern aus Boden-, Freiland- und Volierenhaltung bei privaten Haushaltskäufen deutlich gestiegen ist. Lag er 1999 noch bei 31%, so wuchs er 2001 auf 40%, während im gleichen Zeitraum die Nachfrage nach Käfigeiern von 69 auf 60% sank. Die neue Hennenhaltungsverordnung, die das Ende der Käfighaltung in Deutschland im Jahr 2006 besiegeln soll, schlägt in die gleiche Kerbe. Doch wird dadurch auch eine nachhaltige Entwicklung eingeleitet, die die allgemein anerkannte übergeordnete Zielsetzung auch für die Landwirtschaft sein soll?
Kenner der Materie bezweifeln, dass die Verordnung diesem Ziel gerecht wird. Denn ein Verfahren kann erst dann nachhaltig sein, wenn zuvor alle Aspekte des Umwelt- und Tierschutzes, der Verbraucher und der Landwirte sorgfältig abgewogen wurden. Die Zielsetzung muss für die Eiererzeugung lauten: hochwertige und kostengünstige Eier, möglichst artgerechte, gesunde und umweltschonende Hennenhaltung und angemessene Gewinne für die Halter. Hier schneiden bei genauem Hinsehen die "Nicht-Käfig-Eier" schlechter ab. Die Eier sind nach Untersuchungen der Arbeitsgruppe "Haltungssysteme Legehennen" hygienisch schlechter zu bewerten, weil sie häufiger mit Salmonellen kontaminiert und verschmutzt sind. Die Tiere leiden öfter unter Erkrankungen, Infektionen und Parasiten und belasten die Umwelt, besonders in der Freilandhaltung, stärker. Der höhere Produktionsaufwand macht die Eier teurer, so dass viele Verbraucher - trotz aller Bekenntnisse - zum preiswerteren Ei aus der Käfighaltung greifen. Das kommt in Kürze nur noch aus dem Ausland, weil dort das Käfigverbot erst mehrere Jahre später in Kraft tritt. Damit schauen deutsche Hennenhalter sowie die vor- und nachgelagerte Wirtschaft in die Röhre.
Nach Meinung der Arbeitsgruppe ist die Kleingruppenhaltung in sogenannten ausgestalteten Käfigen der beste Kompromiss zwischen den verschiedenen Ansprüchen einer nachhaltigen Produktion. Diese Weiterentwicklung der herkömmlichen Käfighaltung sammelt weitere Pluspunkte im Kriterium "Tierschutz". Doch offensichtlich bestimmt häufig ideologisches Denken, das den Tierschutz einseitig in den Vordergrund stellt, die Politik. Im Interesse aller Beteiligten sollten daher Diskussionen wieder auf der Basis von Fakten geführt werden. Alle anderen Wege der Entscheidungsfindung führen früher oder später in eine Sackgasse.
Rückfragen: Fördergemeinschaft Nachhaltige Landwirtschaft e.V. Dr. Jürgen Fröhling, Matthias Wiedenau Konstantinstraße 90 53179 Bonn Tel. 0049-(0)-228-9799334, Fax: 0049-(0)-2289799340 E-Mail: m.wiedenau@fnl.de www.fnl.de
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