Pleitgen: Kulturelle Vielfalt in Europa ein "schützenswertes Gut"
Köln (ots)
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Für den Erhalt und die Förderung der kulturellen Vielfalt in Europa hat sich Fritz Pleitgen heute in Saarbrücken ausgesprochen. Anlässlich einer Veranstaltung der Europäischen Bewegung an der Saar zum Thema "Die kulturelle Vielfalt Europas in Gefahr? - Medien- und Kommunikationsperspektiven in einer globalisierten Welt" wies der ARD-Vorsitzende und WDR-Intendant auf die Bedeutung der unabhängigen Medien als einen Eckpfeiler der Meinungsfreiheit hin. Das schließe auch die Freiheit ein, "sich in seiner vertrauten Sprache und Kultur auszudrücken". Die Globalisierung der Kommunikation sei kein Zukunftsprojekt - sie laufe bereits. In der Gleichzeitigkeit von Homogenisierung und Ausdifferenzierung kleiner und kleinster Kulturen liege aber Chance und Risiko zugleich: "Daraus schließe ich: Nicht die Abwehr neuer globaler Kommunikation schützt unsere kulturelle Vielfalt, sondern vielmehr die aktive politische Förderung diverser kleiner und großer Kulturen stärkt diese und "macht sie fit" für die Herausforderungen der sogenannten Informationsgesellschaft."
In diesem Zusammenhang wies Pleitgen auf die zunehmende Bedeutung von Brüssel hin, wo auf dem Gebiet der Wirtschaftspolitik Entscheidungen vorbereitet und gefällt würden, die unmittelbar und deutlich Auswirkungen auf die Kulturlandschaft hätten. Manche davon entpuppten sich trotz guter Absichten als "Kuckucksei" für die Kultur und damit auch als potentielle Bedrohung der europäischen Kulturwirtschaft selbst. Dies bleibe aber nicht mehr ohne Widerspruch. Von vielen Brüsseler Akteuren würde die kulturelle Vielfalt inzwischen als zentraler Wert und Pluspunkt Europas in einer global vernetzten Welt wahrgenommen. Ähnlich wichtig wie europäische Politik sei auch die Entwicklung des internationalen Handelsrechts im Rahmen der Welthandelsorganisation WTO/GATS. Bislang sei die EU zwar noch keinerlei Verpflichtungen beim Marktzugang ausländischer Unternehmen eingegangen. Sie stünde aber unter dem Druck ihrer Handelspartner, insbesondere den USA, diese Freistellung mit der Zelt aufzugeben und ihre audiovisuellen Märkte zu liberalisieren - mit weitreichenden Folgen für Gesellschaft und Medien.
Pleitgen bezeichnete die kulturelle Vielfalt als "schützenswertes Gut", vergleichbar mit anderen öffentlichen Interessen wie dem Umweltschutz. Es sollte deshalb globale rechtliche Regelungen zur wirksamen Förderung und Bewahrung dieser Vielfalt geben. Pleitgen wies auf die Anfang Dezember vom Europarat verabschiedete Deklaration zur Medienvielfalt hin, an der die ARD intensiv mitgewirkt habe, Außerdem kündigte er die Absicht an, dem von der kanadischen Kulturministerin unterstützten Netzwerk "International Network for Cultural Diversity" (INCD) beizutreten.
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