Börsen-Zeitung: Fusion mit Schönheitsfehler Kommentar zum geplanten Zusammenschluss der beiden Immobilienbanken DG Hyp und MünchenerHyp, von Carsten Steevens.
Frankfurt (ots)
Es geht doch. Erweckten die Kreditgenossen in den vergangenen Jahren den Eindruck, als hätten sie das Fusionieren oberhalb der Primärebene von Volks- und Raiffeisenbanken verlernt, so deutet sich nun tatsächlich ein geradezu transformatorischer Zusammenschluss an. Zwar ist der Verschmelzungsvertrag noch nicht unterschrieben, aber die Eigentümer der beiden Immobilienbanken DG Hyp und MünchenerHyp haben nach der Absichts- immerhin schon einmal eine Grundsatzvereinbarung hinbekommen. Mit dieser wurden nicht unwesentliche Fusionsfragen geklärt wie etwa die, wer die Mehrheit an dem neuen Institut halten soll.
Gut, der Schönheitsfehler ist, dass die WGZ Bank mit ihrer Tochter WL Bank nicht mit im Boot sitzt. Darauf konnten nach den Verstimmungen beim vorläufig letzten Annäherungsversuch im Oberbau zwischen WGZ und DZ Bank wohl auch nur die größten Optimisten hoffen. Zum Glück aber leisten sich die Genossen bislang ja drei Immobilienbanken in ihrem Verbund: Das macht es nun leichter, zu einem Erfolgserlebnis zu kommen.
Abgesehen davon, dass es bei diesem vergleichsweise einfachen Fusionsversuch auf Hypo-Ebene möglicherweise weniger menschelt als beim ungleich komplexeren Projekt, die beiden Zentralinstitute zusammenzuführen, lässt die Genossen die nackte Not handeln. Wieder einmal. Als im Ratenkreditgeschäft vor vier Jahren die Felle davonzuschwimmen drohten, angelte sich die DZ Bank die Norisbank. Der Abwärtstrend wurde gestoppt, und immer mehr Ortsbanken begeistern sich nun für den Vertrieb eines Standardprodukts ihres Konsumkreditspezialisten.
Auch in der privaten Baufinanzierung haben ING-DiBa und Co. die Genossen - freilich nicht nur sie - das Fürchten gelehrt. Verlorengegangenes Terrain soll nun auch auf diesem Feld zurückerobert werden, und zwar mit dem Erfolgsmodell aus dem Ratenkreditgeschäft. Auch das Fusionsinstitut, die neue MünchenerHyp, soll mit einem Standardprodukt reüssieren: An ihre Zustimmung zum Zusammenschluss knüpfen die Volks- und Raiffeisenbanken hohe Erwartungen. Denn Baufinanzierungen sind Ankerprodukte, die langfristige Kundenbeziehungen ermöglichen.
Und spätestens dann, wenn sich bei diesem "Abenteuer" Erfolge einstellen sollten, könnte sich ja auch die WL Bank noch anschließen. Doch das ist heute reine Spekulation.
(Börsen-Zeitung, 6.7.2007)
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