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Börsen-Zeitung: Bearen-Dienst, Kommentar zu den in Schieflage geratenen Bear-Stearns Hedgefonds von Bernd Neubacher

Frankfurt (ots)

Wie viel sind die esoterischen Wertpapiere der
beiden in Schieflage geratenen Hedgefonds von Bear Stearns noch wert?
Die Frage hat jeden im Markt umgetrieben, seit der Broker einem der 
Anlagevehikel im Juni 1,6 Mrd. Dollar Kredite einräumte, um 
Forderungen von Banken nach mehr Sicherheiten zu erfüllen. Nun hat 
das Institut die Antwort gegeben: nichts im einen Fall, "sehr wenig" 
im anderen.
Das Risiko des Totalverlustes ist nicht das Problem, sondern das 
Wesen jedes Einsatzes von Eigenkapital. Wenn gerade Anleger, die mit 
Hedgefonds-Investments jahrelang gut verdienten, daran erinnert 
werden, dass mit den Chancen Risiken einhergehen, ist das nur 
heilsam.
Aktionäre sollte dennoch alarmieren, wie freigebig Bear Stearns 
mit der Rettungsaktion ihr gutes Geld schlechtem, zumal nicht einmal 
eigenem, hinterhergeworfen hat. Seinen Anteilseignern hat das 
Institut einen Bärendienst erwiesen: Mit noch 1,4 Mrd. Dollar an 
Krediten steht in Madison Avenue schließlich ein Volumen im Feuer, 
das fast der Hälfte des Vorsteuergewinns 2006 entspricht.
Natürlich: Das Institut glaubt, dass den Darlehen ausreichende 
Werte an Collateralized Debt Obligations (CDO) und Mortgage Backed 
Securities (MBS) gegenüberstehen. Das glaubten zuvor aber schon die 
Banken, die den Managern der vor die Wand gefahrenen Anlagevehikel 
einen Leverage bis zu 1:10 ermöglichten. An die hohe Bonität der mit 
Subprime-Darlehen besicherten Schuldverschreibungen glaubten auch die
Ratingagenturen - bis sie hypothekengedeckte Bonds vor wenigen Tagen 
im großen Stil herabstuften.
Tatsache ist, dass gerade CDOs, von denen 2006 ein Volumen von 500
Mrd. Dollar auf den Markt kam, bisher vor allem auf dem Papier 
bewertet wurden. Die Nagelprobe eines umfangreicheren Verkaufs am 
freien Markt scheitert mit der Abwicklung der Bear-Fonds binnen 
weniger Wochen nun schon zum zweiten Mal: zuerst mangels Nachfrage, 
jetzt mangels Masse.
Sollten sich die Buchwerte als Fata Morgana entpuppen, haben nicht
nur die Aktionäre von Bear Stearns, sondern sämtliche Anleger guten 
Grund zur Sorge. Denn die Havarie einzelner Hedgefonds wie von Bear 
Stearns kann der Kapitalmarkt verkraften, nicht aber, wenn die 
Wertansätze in einem ganzen Marktsegment Makulatur werden und 
alternative Anlagevehikel reihenweise auf der Strecke bleiben.

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