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Börsen-Zeitung: Reinigendes Gewitter, Kommentar zur Krisenstimmung an den Märkten von Claus Döring

Frankfurt (ots)

Ein 31% höheres Quartalsergebnis bei der
Deutschen Bank, 28% mehr bei Conti, wachsende Gewinne und positive 
Ausblicke bei BASF und anderen Blue Chips, die jetzt ihre Zahlen 
präsentieren: An den Märkten erschien dies wie die Botschaft aus der 
fernen heilen Welt von gestern. Die Welt von heute und morgen sieht 
anders aus: im Tagesrhythmus kollabierende Hedgefonds und 
Immobilienfinanzierer, deren Geschäftsrisiko rund um die Welt weit in
die Tiefen bisher unverdächtiger Portfolios hineindiversifiziert ist.
Wer die US-Immobilienkrise als lokales Ereignis ohne Sprengkraft 
für die Stabilität des Weltfinanzsystems qualifiziert, muss auch 
Atombomben in Nordkorea als unerheblich für die Sicherheit in der 
Welt ansehen. Seit Banken ihr Geschäftsmodell dahin gehend geändert 
haben, nicht mehr selbst Risiken zu nehmen, sondern international am 
Markt zu platzieren, infiziert ein lokaler Bazillus wie die Krise am 
amerikanischen Hypothekenmarkt in Windeseile andere Märkte und 
Teilnehmer. Die Subprime-Krise, die bei den bonitätsschwachen 
Hypothekenfinanzierungen schon Ende 2006 sichtbar wurde, hat nach den
Kreditmärkten inzwischen die Aktienmärkte erreicht. Selbst 
vermeintlich sichere Anlageklassen wie Geldmarktfonds haben dank der 
weitverbreiteten Portfoliobeimischungen nun eine Prise Krise 
abbekommen.
"Übertreibungen des Marktes", rufen die Beschwichtiger. Haben sie 
auch vor Übertreibungen gewarnt, als die Märkte nach oben stürmten 
und jegliches Risiko ausblendeten? Fundamental hat sich nicht viel 
geändert in den zurückliegenden Monaten. Die Konjunktur brummt 
weltweit, weder von der Nachfrage- noch der Preisseite drohen größere
Gefahren. Der amerikanische Finanzminister Henry Paulson hat 
zweifelsohne recht mit seiner Qualifizierung, die Weltwirtschaft 
befinde sich im besten Zustand seit Jahrzehnten. Doch die Wahrnehmung
der Marktteilnehmer ist eine völlig andere geworden.
Das Risiko hat wieder einen Preis. Das ist positiv zu bewerten, 
denn es verhindert die anhaltende Fehlleitung von Kapital. Und noch 
etwas Gutes hat das Unwetter, das jetzt über einzelne Märkte 
hinwegfegt wie ein reinigendes Gewitter. Man wird sich stärker um 
bessere Wettervorhersagen bemühen, sprich mehr Transparenz von 
Hedgefonds und anderen Investmentvehikeln am Kapitalmarkt einfordern.

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