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Börsen-Zeitung: Kluge Risikoaversion, Kommentar von Bernd Wittkowski zum Zwischenbericht und zur Strategie der Dresdner Bank

Frankfurt (ots)

Der Zwischenbericht der Dresdner Bank ruft auf
den ersten Blick Assoziationen an eine amerikanische Filmkomödie 
hervor: Liebling, wir haben die Bank geschrumpft. Dass die 
Allianz-Tochter Stellen streicht, ist ja leider nichts Neues. Dass 
aber die Risikoaktiva (wenn auch leicht) sinken, war zuletzt 2004 
geschehen. Zudem schwimmt die grüne Bank selbst nach dem 
Aktienrückkauf vom Juli noch derart in Kapital, dass man fast glauben
könnte, sie sei drauf und dran, allmählich den Geschäftsbetrieb 
einzustellen: auf gewaltige 15 Mrd. Euro beläuft sich der freie 
Risikokapitalpuffer. Obendrein zeugt der rückläufige Value-at-Risk 
des Handelsportfolios eher von Risikoaversion als von dem, was eine 
Bank nach traditionellem Verständnis eigentlich ausmacht: die 
Übernahme von Risiken. Nach einer Wachstumsstory sieht das alles 
nicht unbedingt aus.
Bei genauem Hinsehen zeigt sich indes, dass die Dresdner erstens 
mit dem defensiv anmutenden Vorgehen von Januar bis Juni eine 
geradezu ideal zum heutigen Marktumfeld passende Strategie verfolgt 
hat. Und dass sie sich zweitens durchaus auf Wachstumskurs befindet, 
wobei entscheidender Erfolgsmaßstab allerdings nicht das Volumen ist,
sondern die Profitabilität.
Das aktuelle Zahlenwerk ist erkennbar geprägt vom sehr 
disziplinierten und konservativen Umgang mit Risiken. Die Dresdner, 
deren operative Zinsmarge gegenüber 2006 kräftig gestiegen ist, 
weicht manchem Geschäft bewusst aus, wenn es keinen nachhaltig 
auskömmlichen Ertrag verspricht. Sie pumpt die Bilanz nicht mit 
zweifelhaften Ersatzdebitoren auf, die keine Ertragsqualität bringen,
sondern nur Masse - und die Wertberichtigungen von morgen. Das ist 
ein kluger Ansatz angesichts der vom US-Hypothekenmarkt ausgehenden, 
auf immer mehr Segmente der globalen Kapitalmärkte übergreifenden und
mit einer grundsätzlichen Neubewertung von Risiken verbundenen Krise,
die die Dresdner früh vorausgesagt hat.
Der Preis dieser Disziplin ist vor allem eine spürbare Delle im 
Handelsergebnis. Gleichwohl hat die Bank, die noch vor wenigen Jahren
ein Sanierungsfall war, im ersten Halbjahr unterm Strich ein 
Rekordergebnis hingelegt und die maßgeblichen Profitabilitäts- und 
Effizienzkennziffern weiter deutlich verbessert. Jenseits von 
Zockerbuden und "Bad Banks" gibt es in diesen Tagen eben auch noch 
ein paar gute Nachrichten aus der Bankenwelt.
(Börsen-Zeitung, 7.8.2007)

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